Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest,
Ach, ich bin des Treibens müde!
Was soll all′ der Schmerz und Lust?
Süßer Friede,
Komm′, ach komm′ in meine Brust!
Wandrers Nachtlied
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Wandrers Nachtlied“ von Johann Wolfgang von Goethe ist ein Ausdruck tiefster Sehnsucht nach Ruhe und Frieden angesichts der Last des Lebens. Es ist ein Gebet, das direkt an eine höhere Macht gerichtet ist, die dem Menschen Trost und Erleichterung spenden kann. Die ersten vier Zeilen beschreiben die göttliche Fähigkeit, Leid zu lindern und den von Kummer Geplagten doppelt zu erquicken. Dieser Gott wird als Instanz gesehen, die in der Lage ist, das irdische Elend zu mindern und dem Menschen wieder Kraft zu geben.
Die zweite Strophe offenbart die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs. Die Zeile „Ach, ich bin des Treibens müde!“ drückt eine tiefe Erschöpfung und Überdruss an den Erfahrungen des Lebens aus. Das „Treiben“ kann hier als das ständige Bemühen, die Freuden und Leiden des menschlichen Daseins zu erleben, verstanden werden. Die Frage „Was soll all′ der Schmerz und Lust?“ deutet auf eine Hinterfragung des Sinns dieses Lebens hin, in dem Freude und Schmerz scheinbar untrennbar miteinander verbunden sind.
Die abschließenden Zeilen „Süßer Friede, / Komm′, ach komm′ in meine Brust!“ sind der Kern des Gedichts. Hier wird der „Friede“ personifiziert und als etwas Süßes und erstrebenswertes dargestellt. Das lyrische Ich sehnt sich nach diesem Frieden, nach Ruhe und Stille, die es in seiner Brust empfangen möchte. Es ist ein Akt der Hingabe und des Wunsches nach Erlösung von den Sorgen und dem Stress der Welt.
Goethe verwendet eine einfache, klare Sprache, die dennoch eine große emotionale Tiefe erzeugt. Die Verwendung von Anreden („Der du“) und die direkten Imperative („Komm'“) verstärken die Intensität des Gebets und die Unmittelbarkeit der Sehnsucht. Das Gedicht ist ein Ausdruck des menschlichen Bedürfnisses nach Trost und Geborgenheit in einer Welt, die oft von Leid und Unruhe geprägt ist. Es ist ein Appell an eine höhere Macht, die in der Lage ist, den menschlichen Geist zu beruhigen und ihm inneren Frieden zu schenken.
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Lizenz und Verwendung
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