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Villa reale a Napoli

Von

Unter duftigen Bäumen, vom Hauch des Abends durchsäuselt,
Sammelt von reizenden Fraun still sich ein glänzender Flor;
Leise ergießt sich der Strom melodischer Klänge und schaukelt
Zwischen Wonne und Weh jedes empfängliche Herz;
Aber die Wogen des Meers, am nahen Gestade sich brechend
Und vom Winde geschwellt, donnern verhalten darein,
An die gewalt′gen Akkorde der rollenden Sphären uns mahnend,
Welche fürs menschliche Ohr sanft zur Musik sich gedämpft.

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Gedicht: Villa reale a Napoli von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Villa reale a Napoli“ von Friedrich Hebbel beschreibt in konzentrierter Form eine Szene des sinnlichen Genusses und der Melancholie, eingebettet in die landschaftliche Schönheit Neapels. Es handelt von einer Zusammenkunft in der Villa Reale, einem Ort, der durch die Anwesenheit „reizender Fraun“ und melodischer Klänge von Freude und Leichtigkeit geprägt ist. Der erste Teil des Gedichts evoziert ein Bild von Harmonie und Vergnügen, das durch die sanften Winde, die duftenden Bäume und die leisen Melodien erzeugt wird. Es wird eine Atmosphäre geschaffen, die das Herz berührt und in einen Zustand der Wonne versetzt.

Der zweite Teil des Gedichts, durch das Wort „Aber“ eingeleitet, etabliert einen Kontrapunkt zu dieser idyllischen Szenerie. Hier treten die „Wogen des Meers“ und die „rollenden Sphären“ ins Bild. Das Rauschen des Meeres, das im Hintergrund zu vernehmen ist, und die Anspielung auf die Sphärenklänge deuten auf eine tiefere, kosmische Dimension hin, die die menschliche Freude überschattet. Der Autor erinnert uns an die Vergänglichkeit und das Leid, die untrennbar mit dem Leben verbunden sind. Die „gewalt’gen Akkorde“ der kosmischen Sphären sind für das menschliche Ohr „sanft zur Musik sich gedämpft“, was ein Paradox darstellt und auf die Begrenzung des menschlichen Wahrnehmungsvermögens und die Relativität der Freude hinweist.

Hebbel nutzt in seinem Gedicht eine geschickte Gegenüberstellung von Elementen der Freude und des Schmerzes, des Diesseits und des Jenseits. Die „melodischen Klänge“ und die „reizenden Fraun“ stehen für die sinnliche Welt und die Schönheit des Augenblicks. Gleichzeitig mahnen die „Wogen des Meers“ und die „rollenden Sphären“ an die Unvermeidlichkeit von Leid und Vergänglichkeit. Durch diese dualistische Struktur wird die Komplexität des menschlichen Daseins abgebildet: das Streben nach Glück und Genuss, das stets von der Erkenntnis der Endlichkeit begleitet wird.

Die Sprache des Gedichts ist reich an Bildern und Metaphern. Die „duftigen Bäume“ und der „glänzende Flor“ erzeugen ein Gefühl von Luxus und Eleganz. Die „melodischen Klänge“ und die „Wonne“ sprechen die emotionale Ebene an. Der Kontrast zum Meeresrauschen und den kosmischen Klängen führt zu einer tiefgründigen Reflexion über die menschliche Existenz. Hebbel gelingt es, die Gegensätze des Lebens in einer kunstvollen Komposition zu vereinen, die sowohl die Schönheit als auch die Tragik der Welt einfängt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.