Still!
Tiefstiller dunkler Schlaf
sinkt über meinen Tag,
daß ich nichts hoffen mehr,
nichts fürchten mag!
Das ganze Leben …
ich entsinne mich kaum,
war es froh, war es traurig?!
Alles wird Traum …
Es ist eine Wiege,
von heimlicher Hand
leise geschaukelt
an Grabesrand!
Still! … Still!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Still!“ von Cäsar Flaischlen beschreibt eine Stimmung der völligen Ruhe und des Abschieds vom Leben, welches durch eine tiefgehende Melancholie geprägt ist. Der erste Eindruck ist der eines friedlichen Einschlafens, eines „tiefstillen dunklen Schlafs“, der den Tag bedeckt und alle Hoffnungen und Ängste, die das Leben mit sich bringt, zum Verstummen bringt. Die gewählte Wortwahl, wie „tiefstiller“ und „sinkt“, erzeugt eine Atmosphäre der Stille und des Dahinschwindens, die dem Leser das Gefühl von Ruhe und Ergebung vermittelt.
Im zweiten Teil des Gedichts wird die Vergangenheit, das gesamte Leben, in Frage gestellt. Es scheint, als ob die Erinnerung an Freude und Trauer verblasst, bis sie sich in einem Traum auflösen. Das Vergessen, das Eintauchen ins Unbekannte, wird als natürlicher Übergang dargestellt, der nicht mit Schmerz, sondern mit dem Verlust jeglicher Bewertung des erlebten einhergeht. Die Frage nach dem Glück und der Traurigkeit lässt Raum für ein Gefühl der Leere, das durch die Allgegenwart des Traumes gefüllt wird, was letztlich die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens unterstreicht.
Das Bild der „Wiege“ am „Grabesrand“ ist ein zentrales Element des Gedichts und symbolisiert den Kreislauf von Leben und Tod. Die Wiege, von „heimlicher Hand“ geschaukelt, deutet auf eine sanfte, unaufhaltsame Bewegung hin, die das Leben begleitet. Der „Grabesrand“ weist auf das nahende Ende hin, wobei die Gegenüberstellung von Geburt und Tod die Vergänglichkeit des Lebens hervorhebt. Diese Metapher unterstreicht die friedliche Natur des Abschieds und deutet darauf hin, dass der Tod als eine natürliche Rückkehr zur Ruhe betrachtet wird, die nicht unbedingt mit Angst verbunden sein muss.
Der wiederholte Ausruf „Still! … Still!“ am Ende des Gedichts verstärkt die Atmosphäre der Ruhe und des Friedens. Es ist ein Befehl, der die Stille einfordert und gleichzeitig die Ergebung in das Unvermeidliche unterstreicht. Die Wiederholung wirkt beruhigend und deutet auf eine Akzeptanz des kommenden Zustands hin. Das Gedicht endet nicht mit einem Paukenschlag des Schreckens, sondern mit einem sanften Hineingleiten in die Dunkelheit, ein Abschied ohne Aufruhr, getragen von tiefer Melancholie und der Gewissheit des Endes.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.