Sei mir tausendmal gegrüßet
Sei mir tausendmal gegrüßet,
der mich je und je geliebt,
Jesus, der du selbst gebüßet
das, womit ich dich betrübt;
ach, wie ist mir doch so wohl,
wenn ich knien und liegen soll
an dem Kreuze, da du stirbest
und um meine Seele wirbest.
Heile mich, o Heil der Seelen,
der ich krank und traurig bin;
nimm die Schmerzen, die mich quälen,
und den ganzen Schaden hin,
den mir Adams Fall gebracht,
und ich selber mir gemacht;
wird, o Arzt, dein Blut mich netzen,
wird sich all mein Jammer setzen.
Schreibe deine blutgen Wunden
mir, Herr, in das Herz hinein,
daß sie mögen alle Stunden
bei mir unvergessen sein;
du bist doch mein schönstes Gut,
da mein ganzes Herze ruht.
Laß mich hier zu deinen Füßen
deiner Lieb und Gunst genießen.
Diese Füße will ich halten,
Herr, so fest ich immer kann.
Schau, o schau mein Händefalten
und mich selber freundlich an
von des hohen Kreuzes Baum
und gib meiner Bitte Raum,
sprich: Laß all dein Trauern schwinden;
ich, ich tilg all deine Sünden.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Sei mir tausendmal gegrüßet“ von Paul Gerhardt ist eine ergreifende Anrufung und ein Loblied auf Jesus Christus, das tiefes Vertrauen, Reue und die Hoffnung auf Erlösung zum Ausdruck bringt. Der Dichter wendet sich in inniger Hingabe an Jesus, dankt für seine Liebe und das Opfer am Kreuz, das die Sünden der Menschheit sühnte. Das Gedicht ist von einer tiefen Frömmigkeit geprägt und spiegelt das zentrale Thema der christlichen Theologie wider: die Erlösung durch den Glauben an Jesus Christus.
Im ersten Abschnitt wird die Liebe Jesu und seine Bereitschaft, für die Sünden der Gläubigen zu büßen, hervorgehoben. Der Dichter bekennt seine eigene Schuld und drückt sein Glück aus, sich demütig vor dem Kreuz zu beugen, dem Ort des Opfers Jesu. Dies unterstreicht die Dankbarkeit des Dichters und sein Verlangen nach Gemeinschaft mit Jesus. Die Wiederholung der Anrede „Jesus“ im ersten Vers betont die unmittelbare, persönliche Beziehung, die der Dichter zu ihm hat. Der zweite Abschnitt vertieft die Thematik, indem er Jesus als Heiler der Seele anruft, der die Krankheiten und Leiden des Dichters lindern soll. Hier wird der Schmerz durch Adams Sündenfall und die eigenen Sünden des Dichters thematisiert. Durch das Blut Jesu, symbolisiert durch das „netzen“ wird die Hoffnung auf Reinigung und die Heilung von Leid ausgedrückt.
Im dritten Abschnitt wird die tiefe Sehnsucht nach der Einprägung des Kreuzes Jesu im Herzen des Dichters verdeutlicht. Die „blutgen Wunden“ werden als Erinnerung und Quelle der Kraft angesehen, die dem Dichter in allen Stunden seines Lebens begleiten soll. Die Hingabe an Jesus wird in diesem Abschnitt als höchstes Gut beschrieben, als Quelle des Trostes und der Ruhe. Das finale Verspaar verstärkt diesen Gedanken, indem es das Ruhen des Herzens des Dichters in Jesus betont. Der vierte Abschnitt kulminiert in der Festigung des Glaubens und der Bitte um Annahme und Vergebung. Der Dichter bekräftigt seinen Wunsch, sich an Jesus festzuhalten und bittet um gnädige Aufmerksamkeit vom Kreuz. Die abschließenden Verse, die Jesu Zusage der Vergebung beinhalten, bekräftigen das zentrale Thema der Erlösung und des Trostes im Glauben.
Die Sprache des Gedichts ist von einer einfachen, aber ergreifenden Bildlichkeit geprägt. Die Verwendung von Begriffen wie „Heil der Seelen“, „Schmerzen“, „blutgen Wunden“ und „Trauern“ erzeugt eine unmittelbare, emotionale Wirkung und verdeutlicht die Tiefe der Reue und des Vertrauens. Das Reimschema (ABAB CDCD) und die regelmäßige Struktur verleihen dem Gedicht eine harmonische und einprägsame Qualität, die es zu einem klassischen Ausdruck christlicher Frömmigkeit macht. Die Verwendung von Adjektiven wie „schönstes Gut“ unterstreicht die zentrale Bedeutung Jesu im Leben des Dichters. Die Botschaft des Gedichts ist klar: Durch Glauben, Reue und die Annahme des Opfers Jesu findet der Mensch Erlösung und Trost.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.