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Sehnsucht (Lied aus der Ferne)

Von

1824

Ihr Töne meiner Saiten,
Ihr tönt so sanft, so mild,
Mit Träumen ferner Freuden
Habt ihr mein Herz erfüllt.
Des Liebchens Kuß, des Liebchens Blick,
Führt mir der sanfte Ton zurück,
Der eurem Hauch entquillt!
O lispelt leise, leise!
Dann träum ich schönre Zeiten
Und meiner Liebe Bild.

Wenn auf der Berge Höhen
Der Strahl des Morgens fällt,
Möcht ich mit Windeswehen
Zu meiner Jugendwelt,
Möcht eilen mit des Morgens Strahl
Zum blauen Berg, zum fernen Tal,
Das sie umfangen hält.
Vergebens, ach vergebens!
Mir blüht kein Wiedersehen
In meiner Jugendwelt.

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Gedicht: Sehnsucht (Lied aus der Ferne) von Wilhelm Hauff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Sehnsucht (Lied aus der Ferne)“ von Wilhelm Hauff ist eine Vertonung des tiefen Gefühls der Sehnsucht nach vergangenen Zeiten und verlorenen Lieben. Der Dichter nutzt die Musik der eigenen Saiten als Medium, um die ferne Schönheit und die Erinnerung an glückliche Momente wieder aufleben zu lassen. Die sanften Töne erinnern an den Kuss und den Blick der Geliebten, was die Intensität der Sehnsucht noch verstärkt.

Die ersten fünf Verse beschreiben eine verträumte Welt, in der die Musik die Erinnerung an vergangene Freuden und die Liebe weckt. Der Wunsch, die geliebte Person zu sehen und mit ihr die schönen Zeiten zu teilen, ist unverkennbar. Die Anrufung „O lispelt leise, leise!“ verdeutlicht den Wunsch, in diesen Träumen zu verweilen und die Realität, die diese Glücksmomente getrübt hat, zu vergessen.

Der zweite Teil des Gedichts führt einen Kontrast ein: die Sehnsucht nach der „Jugendwelt“ und die Erkenntnis, dass ein Wiedersehen unerreichbar ist. Das Bild des Sonnenaufgangs auf den Bergen und der Wunsch, mit dem Wind dorthin zu eilen, unterstreicht die Fernweh-Natur der Sehnsucht. Der Wunsch, an den Ort der Kindheit zurückzukehren, wird durch die Zeilen „Möcht eilen mit des Morgens Strahl / Zum blauen Berg, zum fernen Tal, / Das sie umfangen hält.“ verstärkt.

Die letzten beiden Verse offenbaren das tragische Element des Gedichts: die Erkenntnis der Unmöglichkeit, in diese Welt zurückzukehren. Das Wort „Vergebens“ steht am Beginn des letzten Verses und betont die Hoffnungslosigkeit und die unüberwindbare Distanz zur Vergangenheit. Hauff verwebt in diesem Gedicht auf berührende Weise die Sehnsucht nach Liebe und Jugend mit der schmerzlichen Realität des Verlustes und der Unerreichbarkeit. Die Einfachheit der Sprache und die Melancholie der Bilder machen das Gedicht zu einem eindringlichen Ausdruck menschlicher Emotionen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.