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Sängerfahrt

Von

Kühlrauschend unterm hellen
Tiefblauen Himmelsdom
Treibt seine klaren Wellen
Der ewgen Jugend Strom.

Viel rüstige Gesellen,
Den Argonauten gleich,
Sie fahren auf den Wellen
Ins duftge Frühlingsreich.

Ich aber faß den Becher,
Daß es durchs Schiff erklingt,
Am Mast steh ich als Sprecher,
Der für euch alle singt.

Wie stehn wir hier so helle!
Wird mancher bald schlafen gehn,
O Leben, wie bist du schnelle,
O Leben, wie bist du schön!

Gegrüßt, du weite Runde,
Burg auf der Felsenwand,
Du Land voll großer Kunde,
Mein grünes Vaterland!

Euch möcht ich alles geben,
Und ich bin fürstlich reich,
Mein Herzblut und mein Leben,
Ihr Brüder, alles für euch!

So fahrt im Morgenschimmer!
Seis Donau oder Rhein,
Ein rechter Strom bricht immer
Ins ewge Meer hinein.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Sängerfahrt von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Sängerfahrt“ von Joseph von Eichendorff ist eine Ode an die Lebensfreude, Kameradschaft und die Schönheit der Natur, die auf einer metaphorischen Reise zum Ausdruck gebracht wird. Es beschreibt eine fröhliche Fahrt junger Männer auf einem Fluss, der hier als Strom der ewigen Jugend stilisiert wird, und feiert das Gemeinschaftsgefühl und die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben.

Das Gedicht beginnt mit einer Beschreibung der idyllischen Umgebung: einem klaren, tiefblauen Himmel und einem kühl rauschenden Fluss, der die „ewge Jugend“ symbolisiert. Die „rüstigen Gesellen“, die wie die Argonauten auf den Wellen fahren, stehen für die Lebenslust und den Aufbruch in ein neues, von Frühling geprägtes Lebensreich. Der Dichter selbst tritt als Sänger und Sprecher auf, der die Freude und das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe verstärkt, indem er einen Trinkspruch ausbringt und für alle singt.

Die folgenden Strophen verstärken diese Botschaft. Der Dichter preist die Schönheit des Lebens, die Schnelligkeit des Vergehens und die tiefe Verbundenheit mit der Natur und der Heimat. Die „Burg auf der Felsenwand“ und das „grüne Vaterland“ werden als Ziele der Reise und als Quelle der Freude und Inspiration gefeiert. Das zentrale Thema ist der Wunsch, das eigene Herzblut und das Leben selbst für die Brüder und die gemeinsame Erfahrung zu geben.

Die abschließende Strophe beschwört schließlich die Reise selbst. Ob auf der Donau oder dem Rhein, das Ziel ist das ewige Meer, das die Unendlichkeit und die Erfüllung symbolisiert. Der Strom der Jugend mündet in dieses unendliche Meer, was die Vergänglichkeit des Lebens mit dem ewigen Kreislauf verbindet. Eichendorff verbindet somit auf kunstvolle Weise die Motive der Natur, des Lebens, der Gemeinschaft und der Sehnsucht nach einem erfüllten Dasein.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.