Nein, das nenn ich zu arg! Kaum weicht mit der Tollwut die eine
Weg vom Gerüst, so erscheint der gar mit Beulen der Pest.
Robert Guiskard, Herzog der Normänner
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Robert Guiskard, Herzog der Normänner“ von Heinrich von Kleist ist ein Fragment, das den Beginn einer tiefgreifenden existenziellen Auseinandersetzung andeutet. Es beginnt mit einem Ausruf der Empörung und Enttäuschung, der sich auf eine scheinbar unaufhörliche Abfolge von Unglücksfällen bezieht. Das „Nein, das nenn ich zu arg!“ signalisiert einen Zustand der Überforderung, ein Gefühl, das die Grenze des Erträglichen erreicht hat.
Die Metapher der „Tollwut“ und der „Pest“ verdichtet das Leid und die Not, die in der Welt herrschen, zu zwei schrecklichen, alles verzehrenden Krankheiten. Die „Tollwut“ symbolisiert hier möglicherweise eine Form von Wahnsinn oder irrationaler Gewalt, während die „Pest“ eine Seuche darstellt, die Tod und Verderben bringt. Die Aussage, dass kaum das eine Übel verschwunden ist, bevor das nächste erscheint, deutet auf eine pessimistische Sichtweise des Lebens hin, in der das Glück flüchtig und das Unglück unaufhaltsam ist.
Die knappe Form und der beinahe aphoristische Stil verstärken die Wucht der Aussage. Kleist, bekannt für seine Beschäftigung mit den Abgründen des menschlichen Daseins und der Unberechenbarkeit des Schicksals, scheint hier ein Gefühl der Hilflosigkeit und der Ohnmacht angesichts der Widrigkeiten zu vermitteln. Das Gedicht ist ein Ausdruck des Schmerzes, der Verzweiflung und der Erkenntnis, dass das Leben oft von Leid und Unglück geprägt ist.
In dem fragmentarischen Zustand des Gedichts liegt eine zusätzliche Bedeutungsschicht. Es könnte so interpretiert werden, dass Kleist die Unvollkommenheit und Brüchigkeit des menschlichen Daseins selbst in der Form des Gedichts widerspiegelt. Die Unabgeschlossenheit symbolisiert das Unabgeschlossene des Lebens, die ewige Suche nach Sinn und Glück, die im Angesicht des Leids niemals endgültig beantwortet werden kann. Das Gedicht fordert den Leser heraus, sich der eigenen Vergänglichkeit und der unaufhörlichen Präsenz von Unglück und Leid in der Welt zu stellen.
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