Der Regen fällt. In den Tropfentanz
Starr ich hinaus, versunken ganz
In allerlei trübe Gedanken. Mir ist,
Als hätt′ es geregnet zu jeder Frist,
Und alles, so lange ich denken kann,
Trüb, grau und nass in einander rann,
Als hätte es nie eine Sonne gegeben,
Als wäre nur immer das ganze Leben,
Die Jahre, die Tage, die Stunden all,
Ein trüber, hastiger Tropfenfall.
Regentag
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Regentag“ von Gustav Falke drückt in einer sehr einfachen, aber eindringlichen Weise die Gefühlslage der Melancholie und den Eindruck einer ewigen Trübsal aus. Der Titel selbst, „Regentag“, etabliert sofort das zentrale Motiv und die Atmosphäre des Gedichts: eine Welt, die von Regen und trüben Gefühlen dominiert wird. Der Erzähler versinkt in den Regentanz und findet sich in einer Abwärtsspirale trüber Gedanken wieder, was die innere Leere und die melancholische Grundstimmung des Gedichts widerspiegelt.
Die Verwendung von „mir ist“ leitet den zweiten Teil des Gedichts ein und eröffnet eine Reihe von Vergleichen, die das Gefühl der Hoffnungslosigkeit verstärken. Die Wiederholung des Wortes „trüb“ und die Bilder von Grau, Nässe und dem Verschwimmen von Zeit und Raum („in einander rann“) erzeugen ein Gefühl der Erstarrung und des Stillstands. Der Erzähler verliert sich in der Vergangenheit und in der Gegenwart gleichermaßen, da er sich nicht vorstellen kann, dass es je eine sonnige Zeit oder glückliche Momente gegeben hat.
Die Abwesenheit der Sonne im Gedicht symbolisiert das Fehlen von Freude, Licht und Wärme im Leben des Erzählers. Die Metapher eines „trüben, hastigen Tropfenfalls“ verdichtet das Gefühl der Melancholie und der Zeit, die unaufhaltsam dahinrinnt, ohne dass sich die Stimmung verbessert. Das gesamte Gedicht wird zu einem Ausdruck der existenziellen Leere und des tiefen Gefühls der Hoffnungslosigkeit, als ob das Leben des Erzählers von Natur aus trist und unerfreulich wäre.
Falkes Gedicht ist ein klassisches Beispiel für die Naturlyrik, die die Innenwelt durch die Beschreibung der Außenwelt spiegelt. Der Regen, als äußeres Phänomen, dient hier als Spiegel der inneren Zustände des Erzählers, wodurch eine tiefe Verbindung zwischen der Umwelt und der emotionalen Verfassung des Individuums hergestellt wird. Die Einfachheit der Sprache und die klare Struktur des Gedichts verstärken die Wirkung und lassen die düstere Stimmung besonders intensiv werden.
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Lizenz und Verwendung
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