Mit wem soll sich verbünden der Hase!
Der Fuchs schleicht ihm nach im Grase,
Von oben rauschen des Geiers Schwingen,
Der Bauer im Kohlfeld legt ihm Schlingen,
Und macht er sich endlich auf die Füße,
Treffen ihn des Jägers Schüsse.
Politisch
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Politisch“ von Franz Grillparzer ist eine prägnante Satire, die die aussichtslose Lage des Einzelnen in einer von Machtkämpfen und Bedrohungen geprägten Welt darstellt. Das Gedicht verwendet die Metapher des Hasen, um die Position eines Individuums zu veranschaulichen, das von verschiedenen Seiten bedroht wird und keinerlei Verbündete finden kann. Die Kürze des Gedichts und die einfache Sprache verstärken die Wirkung der Aussage.
Die einzelnen Strophen beschreiben die verschiedenen Gefahren, denen der Hase ausgesetzt ist. Der Fuchs, der Geier, der Bauer und der Jäger symbolisieren unterschiedliche Formen der Bedrohung: Hinterlist, Raub, List und Gewalt. Der Hase, als Vertreter des Einzelnen, kann sich keiner dieser Bedrohungen entziehen. Er ist in einer Welt gefangen, in der es keine Sicherheit gibt, und in der jede Entscheidung und jede Bewegung mit Gefahr verbunden ist. Das Fehlen einer Hoffnung auf Rettung oder Flucht unterstreicht die Verzweiflung der Situation.
Die Verwendung von Tieren in diesem Gedicht ist typisch für Fabeln, doch Grillparzers Absicht ist nicht, eine moralische Lehre zu vermitteln, sondern die politische Realität kritisch zu beleuchten. Die „Politik“ in diesem Gedicht ist die verzweifelte Suche nach Verbündeten und die Unmöglichkeit, Sicherheit zu finden. Die Frage, mit wem sich der Hase verbünden soll, ist rhetorisch, da es keine passende Antwort gibt. Jede mögliche Allianz führt nur zu noch größerer Gefahr.
Grillparzer entlarvt mit diesem Gedicht die zynische Natur politischer Verhältnisse. Das Gedicht ist eine Kritik an der menschlichen Unfähigkeit oder Unwilligkeit, Solidarität zu praktizieren und Schutz zu bieten. Die Metapher des Hasen, der in der Falle sitzt, ist eine bittere Anklage an eine Gesellschaft, in der Machtgier, Egoismus und Gewalt herrschen, ohne dass es einen Ausweg gibt. Die Stärke des Gedichts liegt in seiner schlichten, doch wirkungsvollen Darstellung einer aussichtslosen Situation.
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Lizenz und Verwendung
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