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Pflanzenleben

Von

Habt Ihr schon in junges Grün gekleidet,
Eure Knospen jugendlich empor?
Zarte Pflanzen, die ich oft beneidet,
Wenn mein Auge sich an Euch geweidet,
Und mein Sinn sich tief in Euch verlor.

Denn umweht von warmen Frühlingslüften,
Oeffnet sich der Erde dunkler Schooss.
Aus des mütterlichen Bodens Grüften,
Ringen sich, geweckt zu süssen Düften,
Eure still entsprossten Keime los.

Und der Sonne milde Blicke schweben
Liebend um das neue, frische Grün.
Kraftvoll regt sich Euer innres Leben,
Und mit ungehemmtem, raschem Streben,
Keimt die Knospe nur um aufzublühn.

Süsse Wohlgerüche zu verhauchen,
Bricht bewusstlos dann die Blume auf;
Und des Tages helle Strahlen tauchen
Schmeichelnd sich in ihren Kelch und saugen
Leis′ und schnell ihr junges Leben auf.

Könnt′ ich, stille Pflanzen, mit euch tauschen,
Schmerzlos leben und vergehn, wie Ihr!
Leise nur berührt, wenn Stürme rauschen,
Würd′ ich auf der Sonne Lächeln lauschen,
Und das Daseyn wäre freundlich mir.

Euer Loos – so einfach und bescheiden –
Ach warum ward es dem Menschen nicht? –
Uns zerstören namenlose Leiden
Und die einzeln uns geschenkten Freuden
Stillen unsern Durst der Seele nicht.

Bis der Schleier schimmernd sich erhebet,
Der das matte Auge jetzt umhüllt:
Bis das Sehnen, das uns oft durchbebet,
Und das Ahnen, das uns leis′ umschwebet
Der Verklärung Himmelsglanz erfüllt.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Pflanzenleben von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Pflanzenleben“ von Charlotte von Ahlefeld ist eine melancholische Betrachtung über das Leben von Pflanzen und vergleicht dieses mit dem menschlichen Dasein. Die Autorin drückt ihre Bewunderung für die Einfachheit und Unbeschwertheit des Pflanzenlebens aus, während sie gleichzeitig die Komplexität und die damit verbundenen Leiden des menschlichen Lebens beklagt.

In den ersten Strophen wird das Pflanzenleben in poetischen Bildern dargestellt. Die jungen Pflanzen werden als „zarte Pflanzen“ beschrieben, die von der Autorin beneidet werden. Sie beschreibt das Aufblühen und die unbeschwerte Existenz der Pflanzen, die sich der Sonne zuwenden und ihre Blüten öffnen. Der Wechsel von den „dunklen Schooss“ der Erde zum hellen Schein der Sonne symbolisiert den Kreislauf des Lebens, in dem die Pflanzen gedeihen und ihre „süssen Düfte“ verbreiten. Die Sprache ist weich und sinnlich, wodurch die Schönheit und der Frieden des Pflanzenlebens betont werden.

Der zweite Teil des Gedichts wendet sich dem menschlichen Leben zu. Die Autorin wünscht sich, mit den Pflanzen tauschen zu können, um ein Leben ohne Schmerz und Leid zu führen. Sie beklagt die „namenlosen Leiden“ und die unbefriedigten Sehnsüchte des Menschen. Die „einzeln uns geschenkten Freuden“ können den „Durst der Seele“ nicht stillen. Dieser Vergleich betont die Kluft zwischen der Einfachheit und dem Glück der Pflanzen und der Komplexität und dem Leid des Menschen. Der abschließende Abschnitt deutet eine Hoffnung auf Trost und Erfüllung im Jenseits an, wo das „Sehnen“ und „Ahnen“ schließlich durch „Verklärung Himmelsglanz“ erfüllt werden.

Das Gedicht ist somit ein Ausdruck der Sehnsucht nach Einfachheit und Frieden. Es spiegelt die Romantik, in der die Natur als Inbegriff von Harmonie und Unschuld idealisiert wurde. Die Autorin nutzt die Pflanzen als Metapher für ein idealisiertes Leben, frei von den Belastungen und dem Leid der menschlichen Existenz. Die abschließende Hoffnung auf Erlösung durch Glauben und Transzendenz mildert die Melancholie und bietet einen Trost für die Schwierigkeiten des irdischen Lebens.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.