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Jesuitenkirche

Von

Die blauen Wolken oben,
Die duften wundersam,
Und haben sich verschoben
Ganz hoch sich aufgehoben –
Bunt in die Bilderscheiben
Die klare Sonne kam.

Hoch der Altäre Prunken
Wölbt sich wie Wolken hin,
Im Dunkel goldene Funken.
Abseits Gebet, versunken,
Krauswilde Schmiederanken
Ein Licht im Dämmern drin.

Ein Licht, wie droben knistert
Wo strahlend steigt ein Schatz,
Ein Licht hienieden flüstert
Wo mildiglich es düstert:
„Maria Schmerzensmutter,
Gib mir am Kreuze Platz!“

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Jesuitenkirche von Peter Hille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Jesuitenkirche“ von Peter Hille beschreibt in einer bildreichen und andächtigen Sprache die Atmosphäre einer barocken Kirche. Die „blauen Wolken oben“ und die „duftende“ Luft schaffen bereits zu Beginn eine Verbindung zwischen Himmel und sakralem Raum. Die Wolken „verschieben“ sich und öffnen den Blick für das göttliche Licht, das durch die „Bilderscheiben“ – die bunten Kirchenfenster – fällt. Dieses Licht wird zum zentralen Motiv und lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Wechselwirkung zwischen Dunkelheit und Erleuchtung im Inneren der Kirche.

Der Innenraum wirkt wie ein Abbild der himmlischen Welt: Die „Altäre Prunken“ wölben sich „wie Wolken“, und goldene Funken im Dunkel lassen die prachtvolle barocke Gestaltung lebendig werden. Gleichzeitig steht die Einsamkeit und Versunkenheit des Betenden im Kontrast zum Prunk der Umgebung: „Abseits Gebet, versunken“, bleibt der Mensch klein und demütig im Angesicht der göttlichen Pracht. Die „krauswilden Schmiederanken“ unterstreichen die barocke, üppige Ornamentik, die sich wie das Leben selbst durch den sakralen Raum windet.

Das Licht hat eine doppelte Bedeutung: Es knistert „droben“ als strahlender Schatz und flüstert „hienieden“ – also auf Erden – in milder Dunkelheit. Der letzte Vers mit dem Gebet „Maria Schmerzensmutter, / Gib mir am Kreuze Platz!“ verleiht dem Gedicht eine persönliche, emotionale Tiefe. Es geht nicht nur um das äußere Erleben des Kirchenraums, sondern auch um eine spirituelle Bitte um Teilnahme am Leiden Christi. So verbindet „Jesuitenkirche“ sinnliche Eindrücke von Licht und Raum mit einer inneren religiösen Einkehr und zeigt das Ineinander von weltlichem Prunk und persönlicher Demut.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.