Der lachende Engel
Wie war’s doch nur?
Im Himmel schwebten
Große blanke Diskusscheiben –
Auf denen drehten sich blutrote Nüsse.
Doch alles schlug ein böser Geist entzwei.
Ein Engel lacht dazu
Und spritzt mit Vitriol.
Jawohl! Jawohl
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der lachende Engel“ von Paul Scheerbart entwirft ein surrealistisches und düsteres Bild von einer himmlischen Welt, die durch das Eingreifen eines „bösen Geistes“ zerrissen wird. Zu Beginn beschreibt das Gedicht eine heitere, fast märchenhafte Szenerie, in der im Himmel „große blanke Diskusscheiben“ und „blutrote Nüsse“ schweben. Diese Bilder, die zunächst an eine unbeschwerte, fantastischen Welt erinnern, werden jedoch von einem „bösen Geist“ zerstört, was den Beginn einer Wendung hin zu Dunkelheit und Chaos markiert.
Der Engel, der in der Folge „lacht“, erscheint als eine ambivalente Figur. Sein Lachen ist nicht nur heiter, sondern wird durch die Phrase „spritzt mit Vitriol“ unheilvoll und bedrohlich. Vitriol, ein ätzendes chemisches Element, symbolisiert Zerstörung und Gift – hier als Instrument des Engels, der die zuvor idyllische Szenerie durch schädliche und negative Kräfte beeinträchtigt. Der Engel, der in vielen religiösen Kontexten als Zeichen der Reinheit und der Erlösung gilt, wird hier als zynische und zerstörerische Figur dargestellt.
Das Gedicht vermittelt durch seine Bildsprache eine starke Absurdität, indem es mit einem scheinbar heiteren Engel beginnt, der sich als Quelle der Zerstörung entpuppt. Dies kann als eine kritische Auseinandersetzung mit der Idee von göttlicher oder himmlischer Macht gedeutet werden, die sich in einer verdorbenen und widersprüchlichen Weise zeigt. Der Engel, der „lachen“ soll, verhält sich eher wie eine dämonische Figur, die das Heilversprechen aufgibt und stattdessen Zerstörung bringt.
Scheerbart nutzt hier eine Mischung aus grotesken Bildern und einer provozierenden Sprache, um eine Welt zu erschaffen, in der die traditionellen Symbole des Guten und Bösen auf den Kopf gestellt werden. Das wiederholte „Jawohl! Jawohl“ am Ende verstärkt den paradoxen Charakter des Gedichts und lässt eine ironische Zustimmung zu einer chaotischen, möglicherweise nihilistischen Weltsicht vermuten.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.