Dahin!
Singe nicht so hell und laut,
Da ich wieder einsam bin!
Ach, fühlst Du nicht, worüber
Ich trüber werde?
Lache nicht so toll und dumm,
Da ich ernst und anders bin!
Nein, weißt Du nicht, worüber
Ich trüber werde?
Frage nicht so klug und hart!
Das hat Alles keinen Sinn!
Was? Ahnst Du nicht, worüber
Ich trüber werde?
Sieh‘ ich liebe Dich nicht mehr,
All meine Lieben ist dahin!
Begreifst Du jetzt, worüber
Ich trüber werde?
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Dahin!“ von Paul Scheerbart vermittelt eine tiefgehende, existenzielle Traurigkeit und das Gefühl von Verlust und Entfremdung. Die wiederholte Bitte, nicht „so hell und laut“ zu singen, nicht „so toll und dumm“ zu lachen und nicht „so klug und hart“ zu fragen, spiegelt die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs wider, das sich von seiner Umgebung und von den Menschen, mit denen es einst verbunden war, immer weiter entfernt fühlt. Diese Anfragen wirken wie eine verzweifelte Bitte um Ruhe und Verständnis, während das lyrische Ich in einem Zustand der Melancholie und des Rückzugs verharrt.
Die Frage „Weißt Du nicht, worüber ich trüber werde?“ verstärkt den Eindruck, dass das lyrische Ich von den anderen nicht mehr verstanden wird. Es fehlt die Empathie, das Erkennen der inneren Zerrissenheit. Das Gedicht beschreibt ein tiefes Gefühl des Alleinseins, in dem die Kommunikation zwischen dem Ich und den anderen gestört ist. Das „trüber werden“ steht dabei als Symbol für den Verlust von Freude und die allmähliche Überwältigung durch die Dunkelheit des eigenen Gemütszustands.
Am Ende des Gedichts wird der emotionale Wendepunkt deutlich: „Sieh, ich liebe Dich nicht mehr, all meine Liebe ist dahin!“ Diese Zeilen markieren den endgültigen Verlust von Liebe und Zuneigung und sind der Höhepunkt des Gedichts. Die Aussage ist endgültig und lässt keinen Raum für Hoffnung auf eine Wiederbelebung der Beziehung. Das „Dahin“ verweist auf das Verlöschen von Gefühlen und der letzten Verbindung zu einer einst geliebten Person.
Scheerbart nutzt hier eine klare, fast schmerzhaft einfache Sprache, um die tiefere emotionale Realität des lyrischen Ichs zu schildern. Die wiederholte Frage „Worüber ich trüber werde?“ und die schrittweise Aufzählung der Gründe für die Trübsal verdeutlichen die zunehmende Isolation und Verzweiflung des Ichs. Die Entfremdung, die zunächst durch äußere, unverständliche Verhaltensweisen angestoßen wird, kulminiert in der radikalen Erkenntnis des Verlustes der Liebe, wodurch die Verzweiflung des Ichs endgültig besiegelt wird.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.