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Parole

Von

Sie stand wohl am Fensterbogen
Und flocht sich traurig das Haar,
Der Jäger war fortgezogen,
Der Jäger ihr Liebster war.

Und als der Frühling gekommen,
Die Welt war von Blüten verschneit,
Da hat sie ein Herz sich genommen
Und ging in die grüne Heid′.

Sie legt das Ohr an den Rasen,
Hört ferner Hufe Klang –
Das sind die Rehe, die grasen
Am schattigen Bergeshang.

Und abends die Wälder rauschen,
Von fern nur fällt noch ein Schuß,
Da steht sie stille zu lauschen:
»Das war meines Liebsten Gruß!«

Da sprangen vom Fels die Quellen,
Da flohen die Vöglein ins Tal.
»Und wo ihr ihn trefft, ihr Gesellen,
O, grüßt mir ihn tausendmal!«

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Gedicht: Parole von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Parole“ von Joseph von Eichendorff ist eine romantische Ballade, die von Sehnsucht, Verlust und der Hoffnung auf eine Botschaft des Geliebten handelt. Die Hauptfigur, eine junge Frau, wartet auf die Rückkehr ihres Jägers, der sie verlassen hat. Das Gedicht entfaltet sich in einer melancholischen Stimmung, die durch die Natur, die als Spiegel der Emotionen der Frau dient, verstärkt wird.

Die ersten beiden Strophen etablieren die Szenerie und die Ausgangssituation: Die Frau wartet am Fenster, flechtet ihr Haar und trauert über die Abwesenheit ihres Liebsten. Das Erscheinen des Frühlings, das normalerweise als Zeichen der Erneuerung und Freude gilt, verstärkt hier die Sehnsucht, da die Welt in voller Blüte steht, während die Frau einsam ist. Sie fasst Mut und geht in die Natur, um vielleicht ein Zeichen oder eine Nachricht von ihrem Geliebten zu empfangen. Die Natur wird somit zum Ort der Hoffnung und des Wartens.

In den folgenden Strophen wird die Natur aktiv in das Geschehen einbezogen. Die Frau versucht, aus den Geräuschen der Natur, wie dem Hufschlag der Rehe oder dem Schuss eines Jägers, eine Botschaft ihres Geliebten zu erkennen. Diese Sehnsucht wird so stark, dass selbst die leisen Geräusche der Natur zu bedeutungsvollen Signalen umgedeutet werden. Die Zeile „»Das war meines Liebsten Gruß!«“ verdeutlicht die tiefe Hoffnung und die Verzweiflung der Frau, die in jedem Geräusch die Nähe ihres Liebsten zu spüren versucht.

Das Gedicht gipfelt in einer direkten Ansprache an die Natur. Die Frau bittet die Quellen und die Vögel, ihrem Geliebten eine Botschaft zu überbringen und ihn tausendmal zu grüßen. Dies unterstreicht ihre unerschütterliche Liebe und die Sehnsucht nach einer Verbindung. Das „Parole“ im Titel, was so viel wie „Botschaft“ oder „Wort“ bedeutet, wird somit zur Quintessenz des Gedichts. Es ist die sehnsüchtige Suche nach einer Nachricht des Geliebten, die die gesamte Ballade antreibt und die Hoffnung der Frau am Leben erhält, auch wenn die Ungewissheit über sein Schicksal bestehen bleibt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.