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Oligarchengift

Von

Schwer ist Tyrannenfaust; doch, weil sie rasend trifft,
Und plötzlich unsre Qualen endet,
Nicht halb so schwer, als Oligarchengift,
Das langsam uns zu todten Schatten sendet.

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Gedicht: Oligarchengift von Christian Friedrich Daniel Schubart

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Oligarchengift“ von Christian Friedrich Daniel Schubart ist eine bissige Kritik an einer Herrschaftsform, die weniger durch offene Gewalt, als durch schleichende, unmerkliche Mechanismen der Unterdrückung gekennzeichnet ist. Es vergleicht die Tyrannenfaust, also die offene, gewaltsame Herrschaft, mit dem „Oligarchengift“, das subtiler und langfristig verheerender wirkt. Die Kürze des Gedichts verstärkt die Eindringlichkeit der Botschaft, indem sie auf wenige, aber aussagekräftige Bilder reduziert wird.

Der erste Vers etabliert den Kontrast: Die „Tyrannenfaust“ ist zwar „schwer“, also belastend und schmerzhaft, aber durch ihre rasche Wirkung führt sie schnell zur Auflösung der Qualen. Dies deutet an, dass die unmittelbare, brutale Gewalt einer offenen Tyrannei zwar furchtbar ist, aber auch ein schnelles Ende kennt, was die Leiden begrenzt. Der zweite Teil des Gedichts dreht das Argument um und stellt das „Oligarchengift“ als eine weit größere Bedrohung dar. Dieses Gift wirkt langsam, „sendet“ die Menschen „zu todten Schatten“, was auf einen schleichenden Verlust von Lebenskraft, Freiheit und Individualität hindeutet.

Das zentrale Bild des Gedichts, das „Oligarchengift“, ist ein starkes Symbol für die versteckte, indirekte Macht, die eine Oligarchie ausübt. Es impliziert eine Form der Herrschaft, die nicht durch offene Gewalt, sondern durch subtile Manipulationen, Korruption und die Kontrolle über Ressourcen und Institutionen gekennzeichnet ist. Diese subtile Form der Unterdrückung ist viel gefährlicher, da sie die Opfer nicht nur langsam zerstört, sondern auch ihre Widerstandsfähigkeit untergräbt, ohne dass sie die wahren Ursachen ihres Leidens erkennen. Die „todten Schatten“ sind das erschreckende Resultat dieses langsamen Verfalls.

Die Wahl der Worte ist präzise und wirkungsvoll. „Schwer“ und „rasend“ beschreiben die Wirkung der Tyrannenfaust, während „langsam“ und „todten Schatten“ die zerstörerische Kraft des Oligarchengifts unterstreichen. Die Verwendung des Wortes „Gift“ verstärkt die Vorstellung von einer heimtückischen und tödlichen Wirkung, die das Ziel der Oligarchen ist. Schubart gelingt es, in wenigen Zeilen eine tiefgreifende Kritik an einer Herrschaftsform zu formulieren, die durch ihre subtile und langfristige Wirkung besonders gefährlich ist und die Leser dazu anregt, die wahren Formen der Macht und Unterdrückung zu erkennen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.