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O wunnikliches paradis

Von

O wunnikliches paradis,
zu Costnitz han ich funden dich !
für alles das ich hör, sich, lis,
mit guetem herzen freustu mich.
inwendig, auss und überal,
zu Münsterling und anderswa
regniert dein adelicher schal.
Wer möchte da immer werden gra ?

Vil augenwait
in mangem klait,
slecht, zierlich, prait,
sicht man zu Costnitz prangen
von mündlin rot
an alle not,
der mir ains drot
mit röselochten wangen.

Gepärd, wort, weis an tadel späch
schaut man durch hügelichen trit
von manger stolzen frauen wäch.
Sant Peter lat michs liegen nit,
des lob ich immer preisen sol
andächtiklich in meim gepet,
wann er ist aller eren vol,
und wär mir laid, wer anders rett.

Vil zarter engelischer weib,
durchleuchtig schön, mit liechtem glanz,
besessen haben meinen leib
all in der Katzen pei dem tanz,
und der ich nicht vergessen will;
das macht ir minniklich gestalt.
mit eren lustlich freudenspil
vint man zu Costnitz manigvalt.

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Gedicht: O wunnikliches paradis von Oswald von Wolkenstein

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „O wunnikliches paradis“ von Oswald von Wolkenstein beschreibt eine überschwängliche Lobpreisung der Stadt Konstanz, dargestellt als ein „wunnikliches Paradies“. Der Dichter ist begeistert von dem, was er in Konstanz erlebt, und drückt seine Freude und Bewunderung auf vielfältige Weise aus. Die eröffnenden Verse etablieren sofort einen euphorischen Ton, indem sie die Stadt als paradiesisch und als Quelle großer Freude bezeichnen. Die Verwendung von Ausdrücken wie „guetem herzen freustu mich“ und „adelicher schal“ verstärkt den Eindruck einer positiven und erhebenden Erfahrung.

Der zweite Teil des Gedichts konzentriert sich auf die sinnlichen Eindrücke und die erotische Anziehungskraft der Stadt. Die Beschreibung „Vil augenwait / in mangem klait“ deutet auf eine Fülle von schönen Frauen und verschiedenen Kleidern hin, die das Auge erfreuen. Die roten Lippen und die rosigen Wangen der Frauen werden hervorgehoben, was die sinnliche Wahrnehmung des Dichters unterstreicht. Die Betonung von Schönheit und Anmut („zierlich, prait“) deutet auf eine lebendige und verlockende Szene hin, die den Dichter tief beeindruckt.

Im weiteren Verlauf des Gedichts werden die aristokratische Atmosphäre und die Verehrung des Heiligen Petrus thematisiert. Die „stolzen Frauen“ und ihre Erscheinung durch „hügelichen trit“ deuten auf eine gehobene Gesellschaftsschicht hin. Die Erwähnung von Sankt Peter und die Formulierung „des lob ich immer preisen sol“ zeigt die tiefe religiöse Ehrfurcht des Dichters und die Bedeutung, die er der Stadt und ihrer Umgebung beimisst. Konstanz wird somit als ein Ort der Schönheit, des Vergnügens und der Verehrung dargestellt.

Der abschließende Teil des Gedichts verstärkt nochmals die Begeisterung des Dichters für die Frauen in Konstanz, wobei die Metapher der „zarter engelischer weib“ verwendet wird. Diese himmlischen Bilder und der „liechte Glanz“ lassen auf eine spirituelle und zugleich sinnliche Erregung schließen. Die Frauen scheinen den Dichter „besessen“ zu haben, was die Intensität seiner Gefühle und die unwiderstehliche Anziehungskraft von Konstanz auf ihn verdeutlicht. Die Zeile „das macht ir minniklich gestalt“ betont nochmals die Schönheit der Frauen, die für ihn untrennbar mit dem paradiesischen Zustand von Konstanz verbunden ist. Das Gedicht ist somit eine Ode an die Stadt, ihre Schönheit und ihre Verlockungen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.