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O Möcht ich itzt doch schön vohn deiner Schönheit singen…

Von

O Möcht ich itzt doch schön vohn deiner Schönheit singen!
O Edle halb Göttin! dann deine hohe Zier
scheint wie der Sonnen Licht / und nimpt mich selber mir.
Ich wil dein hohes Lob ans Dach des Himmels bringen /
da soltu durch den Neid und alle Missgunst dringen.
Dein schöner Augenglantz bricht wie die Sonn herfür /
dein Purpur Angesicht / und was noch sonst bey dir /
ist Göttlich üm und an / du kanst die Hertzen zwingen.
Dein Mund ist Rosenroht / die Brust Albasterstein /
du magst / O Galate / die andre Venus seyn /
das zeuget deine Zier / dein lieblich Sehn / dein Lachen /
du bist der Nimphen Zier; ein Weib / das einen Mann
so bald er sie anschawt / mit Liebe tödten kan /
ist deiner Schönheit Licht noch nicht einst gleich zu machen.

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Gedicht: O Möcht ich itzt doch schön vohn deiner Schönheit singen... von Sibylla Schwarz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „O Möcht ich itzt doch schön vohn deiner Schönheit singen…“ von Sibylla Schwarz ist eine überschwängliche Liebeserklärung, die von tiefer Bewunderung und Verehrung für die geliebte Person geprägt ist. Das lyrische Ich wünscht sich, in der Lage zu sein, die Schönheit der Geliebten angemessen besingen zu können, was bereits im ersten Vers durch den Wunsch nach einem angemessenen Gesang zum Ausdruck gebracht wird. Die Anrede „O Edle halb Göttin!“ deutet auf eine übermenschliche, fast göttliche Verehrung hin, die die Geliebte im Blick des Dichters einnimmt.

Die Metaphorik des Gedichts bedient sich einer Vielzahl von Bildern, um die Schönheit der Geliebten zu beschreiben. Der Vergleich mit dem Sonnenlicht, dem purpurnen Antlitz und der göttlichen Erscheinung unterstreicht ihre überragende Anmut. Das lyrische Ich fühlt sich von dieser Schönheit überwältigt, „und nimpt mich selber mir“, was die existenzielle Wirkung der Liebe auf den Liebenden verdeutlicht. Die Beschreibungen von Mund als „Rosenroht“ und der Brust als „Albasterstein“ verwenden traditionelle Elemente der Barocklyrik, um die körperliche Schönheit der Geliebten zu idealisieren.

Das Gedicht ist in Sonettform verfasst, was durch die strengen Reimschemata (ABAB CDCD EE) und die klare Gliederung in Quartette und Terzette eine gewisse Formale Strenge aufweist, die dem überschwänglichen Inhalt jedoch keinen Abbruch tut, sondern ihm im Gegenteil eine besondere Tiefe verleiht. Die Verwendung von Ausrufen und rhetorischen Fragen, wie „O Möcht ich itzt doch schön vohn deiner Schönheit singen!“ und „du kanst die Hertzen zwingen.“, intensiviert den emotionalen Ausdruck und verleiht dem Gedicht eine lebendige Dynamik.

Die letzten Verse des Sonetts kulminieren in einer Art von Paradox, in dem die Geliebte als „ein Weib / das einen Mann / so bald er sie anschawt / mit Liebe tödten kan“ beschrieben wird. Dies deutet auf die zerstörerische Kraft der Liebe hin, die in ihrer Intensität auch Leid verursachen kann. Die abschließende Zeile, „ist deiner Schönheit Licht noch nicht einst gleich zu machen.“, unterstreicht die Einzigartigkeit und Überlegenheit der Geliebten, deren Schönheit alle menschlichen Bemühungen, sie zu beschreiben, übersteigt. Das Gedicht ist somit eine Hommage an die Schönheit und die Macht der Liebe, die den Liebenden gleichermaßen entzückt und überwältigt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.