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Noth

Von

All euer girrendes Herzeleid
Tut lang nicht so weh,
Wie Winterkälte im dünnen Kleid,
Die bloßen Füße im Schnee.

All eure romantische Seelennot
Schafft nicht so herbe Pein,
Wie ohne Dach und ohne Brot
Sich betten auf einen Stein.

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Gedicht: Noth von Ada Christen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Noth“ von Ada Christen fokussiert sich auf die Gegenüberstellung von romantischer, emotionaler Not und realer, physischer Not. Es entlarvt auf eindringliche Weise die oft übertriebene Bedeutung, die Gefühlen und emotionalem Leid zugemessen wird, indem es sie in Kontrast zu den existenziellen Nöten des Überlebens setzt. Die Dichterin wählt dabei Bilder, die unmittelbar und anschaulich sind, um die Härte und das Leid der materiellen Armut hervorzuheben.

Christen beginnt mit der Kritik an „girrendem Herzeleid“ und „romantischer Seelennot“. Diese Formulierungen implizieren eine gewisse Übertreibung und Selbstverliebtheit im Umgang mit emotionalem Schmerz. Die Verwendung von Begriffen wie „girrend“ und „romantisch“ deutet auf eine gewisse Künstlichkeit hin, die dem realen Leid, dem das Gedicht seine Aufmerksamkeit zuwendet, entgegengesetzt wird. Der wahre Schmerz, so suggeriert die Dichterin, liegt in den grundlegenden Bedürfnissen, die nicht befriedigt werden können.

Die Metaphern, die zur Beschreibung des wahren Leids herangezogen werden, sind von großer Intensität und Klarheit. „Winterkälte im dünnen Kleid, / Die bloßen Füße im Schnee“ und „ohne Dach und ohne Brot / Sich betten auf einen Stein“ sind Bilder, die die physische Kälte, das Elend und die Entbehrung der Armut unmittelbar erfahrbar machen. Diese Bilder sind frei von Sentimentalität und zeigen die rohe, ungeschönte Realität des Überlebens. Sie verdeutlichen, dass die physischen Bedürfnisse Vorrang vor allen anderen Sorgen haben.

Das Gedicht stellt somit eine klare Hierarchie der Leiden auf. Während romantische Seelennot als vergleichsweise unbedeutend abgetan wird, unterstreicht die Dichterin die Schwere von Not, die aus physischer Kälte, Hunger und Obdachlosigkeit resultiert. Ada Christen plädiert mit diesem Werk für eine realistischere Sichtweise auf das menschliche Leid und mahnt zu mehr Empathie für diejenigen, die unter den grundlegendsten Lebensbedingungen zu kämpfen haben. Das Gedicht ist somit eine Sozialkritik, die durch die einfache, aber eindringliche Sprache und die klaren Bilder eine starke Wirkung entfaltet.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.