Dürft´ich mit dir dort oben geh´n,
Du träumerischer Mond.
Ich könnte wohl hinüberseh´n,
Wo die Geliebte wohnt.
Zu glücklich ist die Nachtigall,
Die in dem Lindenbaum
Vor ihrem Haus mit süßem Schall
Durchklinget ihren Traum.
Dürft´ich mit dir dort oben geh´n,
Du träumerischer Mond.
Ich könnte wohl hinüberseh´n,
Wo die Geliebte wohnt.
Zu glücklich ist die Nachtigall,
Die in dem Lindenbaum
Vor ihrem Haus mit süßem Schall
Durchklinget ihren Traum.
Das Gedicht „Nachtlied“ von Julius Mosen entwirft in wenigen Versen eine Szene der Sehnsucht und unerreichbaren Nähe. Der Sprecher äußert den Wunsch, sich mit dem Mond zu erheben, um zu seiner Geliebten zu gelangen, was die Intensität seiner Gefühle und die Distanz zu seinem Objekt der Begierde verdeutlicht. Die Wahl des Mondes als Begleiter unterstreicht die romantische Stimmung und die Verbindung zur Nacht, die traditionell mit Träumen und Sehnsüchten assoziiert wird.
Die zweite Strophe lenkt den Blick auf die Nachtigall, die als glückliches Wesen dargestellt wird, da sie ihrer Geliebten nahe ist. Sie besingt ihre Liebe am Haus der Geliebten, was die Glückseligkeit der Nachtigall im Gegensatz zur Sehnsucht des Sprechers hervorhebt. Der Gesang der Nachtigall, der als „süßer Schall“ beschrieben wird, symbolisiert die Erfüllung der Liebe und die Möglichkeit, die Gefühle auf unmittelbare Weise auszudrücken. Das Lindenbaum, unter dem die Nachtigall singt, kann als Ort der Geborgenheit und des Glücks interpretiert werden.
Das Gedicht ist durch eine einfache, klare Sprache gekennzeichnet, die die Emotionen direkt anspricht. Die Reimstruktur (ABAB) unterstützt den fließenden Rhythmus und verstärkt den musikalischen Charakter des Gedichts, was die romantische Atmosphäre unterstreicht. Die kurzen Verse tragen zur Konzentration auf das Wesentliche bei: die Sehnsucht des Sprechers und die Glückseligkeit, die er in der Nachtigall sieht.
Letztlich handelt es sich um ein kleines, aber kraftvolles Gedicht über die Sehnsucht nach Liebe und der gleichzeitigen Wahrnehmung des Glücks, das andere erleben. Der Sprecher verbindet die eigene ungestillte Sehnsucht mit der Bewunderung für die Nähe und das Glück der Nachtigall, was die Intensität der Sehnsucht noch verstärkt. Das Gedicht ist ein Ausdruck der romantischen Tradition, in der die Natur, die Sehnsucht und die unerfüllte Liebe eine zentrale Rolle spielen.
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