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Nacht über Finnland

Von

Die Nadelwälder dunkeln fort im Osten,
Und aus den Seen taucht das Nachtgespenst
Den gelben Kopf, von Feuerrauch gekränzt,
Den Sterngeruch der neuen Nacht zu kosten.
Zu weißen Pilzen filzen Fichtenpfosten,
Und Ast an Ast in zartem Lichte glänzt,
– befrorne Linien – Filigran umgrenzt,
Zieht die Kontur aus reinen, reifen Frosten.
Bis auf das alte, runde, schwarze Eis
Des Grundes sind die Flüsse zugefroren.
In Schuttmoränen glänzt der glatte Gneis
Und in den leuchtenden, polierten Mooren.
Die Krähen schreien ewig: Tag – und Tat –
Nebel und Kälte fällt wie Sack und Saat.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Nacht über Finnland von Paul Boldt

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Nacht über Finnland“ von Paul Boldt beschreibt eine Szene der nächtlichen Stille und Kälte in der finnischen Natur. Es beginnt mit dem Bild der dunklen Nadelwälder, die sich im Osten erstrecken, und etabliert sofort eine Atmosphäre von Mystik und Geheimnis. Das „Nachtgespenst“, das aus den Seen auftaucht, erzeugt eine beinahe unheimliche Stimmung, die durch den „Sterngeruch der neuen Nacht“ noch verstärkt wird. Der Dichter nutzt hier bildhafte Sprache, um die Essenz der Nacht und die Eigenart der finnischen Landschaft einzufangen.

Im zweiten Teil des Gedichts verdichtet sich die Atmosphäre. Die Natur wird detailreich beschrieben: „Fichtenpfosten“ verwandeln sich in „weiße Pilze“, die „befrorne Linien“ von Ästen glänzen im Licht. Der Einsatz von Begriffen wie „Filigran“ und „reine, reife Frosten“ unterstreicht die Schönheit und die Klarheit der gefrorenen Natur. Die Beschreibung der Landschaft erweitert sich bis hin zum „alten, runden, schwarzen Eis“ des Seegrundes und den glatten „Gneis“-Felsen, die in den „polierten Mooren“ glänzen. Diese detaillierten Beschreibungen erzeugen ein Gefühl von Ruhe und Unberührtheit.

Die letzten beiden Verse bringen eine Wendung, indem sie die Stille und die Kälte thematisieren. Die „Krähen schreien ewig: Tag – und Tat -“, was einen Kontrast zum vorherigen Bild der Stille darstellt und auf die Unruhe der Nacht hindeutet. Die Wiederholung von „Tag“ und „Tat“ lässt eine gewisse Dramatik entstehen. Der letzte Vers – „Nebel und Kälte fällt wie Sack und Saat“ – schließt das Gedicht mit einem eindringlichen Bild ab, das die Schwere und die Intensität der Nacht betont. Die Metapher des „Sacks und Saat“ suggeriert eine allumfassende Decke aus Nebel und Kälte, die sich über die Landschaft legt.

Insgesamt ist „Nacht über Finnland“ ein Gedicht, das die Schönheit und die Härte der finnischen Natur einfängt. Es verbindet eine ruhige, fast meditative Beschreibung der Landschaft mit einem Hauch von Unheimlichkeit, die durch die Verwendung von Bildern wie dem „Nachtgespenst“ und den schreienden Krähen erzeugt wird. Boldt gelingt es, die Atmosphäre der Nacht in Finnland eindrucksvoll darzustellen und gleichzeitig eine tiefe emotionale Resonanz beim Leser hervorzurufen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.