Möcht wissen, was sie schlagen
Möcht wissen, was sie schlagen
So schön bei der Nacht,
′s ist in der Welt ja doch niemand,
Der mit ihnen wacht.
Und die Wolken, die reisen,
Und das Land ist so blaß,
Und die Nacht wandelt leise
Durch den Wald übers Gras.
Nacht, Wolken, wohin sie gehen,
Ich weiß es recht gut,
Liegt ein Grund hinter den Höhen,
Wo meine Liebste jetzt ruht.
Zieht der Einsiedel sein Glöcklein,
Sie höret es nicht,
Es fallen ihre Löcklein
Übers ganze Gesicht.
Und daß sie niemand erschrecket,
Der liebe Gott hat sie hier
Ganz mit Mondschein bedecket,
Da träumt sie von mir.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Möcht wissen, was sie schlagen“ von Joseph von Eichendorff ist eine melancholische Nachtszene, die von Sehnsucht und der stillen Gegenwart der Natur durchzogen ist. Der Sprecher, dessen Stimme das gesamte Gedicht durchzieht, ist von einer tiefen Einsamkeit geprägt. Er lauscht den unbekannten Schlägen, die in der Nacht ertönen, und die Quelle dieser Geräusche bleibt rätselhaft. Die Frage nach der Herkunft der Geräusche deutet auf ein Bedürfnis nach Verbundenheit und Verständnis, das in der Isolation der Nacht verstärkt wird.
Die Natur spielt eine zentrale Rolle in der Visualisierung der Stille und der Einsamkeit. Die „Wolken, die reisen“ und die „blaße“ Landschaft schaffen ein Gefühl der Weite und des Verlorenseins. Die Nacht, die „leise“ durch den Wald und über das Gras wandert, ist gleichzeitig ein Zeuge und ein Spiegel der Gefühle des Sprechers. Die Verwendung des Wortes „leise“ erzeugt eine beruhigende, fast schon geheimnisvolle Atmosphäre. Der Fokus verlagert sich im weiteren Verlauf des Gedichts auf die geliebte Person des Sprechers, die sich an einem unbekannten Ort in tiefem Schlaf befindet.
Die dritte Strophe des Gedichts offenbart die Sehnsucht des Sprechers nach seiner Geliebten. Die Wolken und die Nacht weisen ihm den Weg zu einem Ort, an dem seine Liebste ruht, vermutlich in einem tiefen Schlaf. Die Erwähnung des „Grund[es] hinter den Höhen“ deutet auf eine entfernte, unerreichbare Distanz hin. Die Vorstellung, dass die Geliebte schläft, während der Sprecher wach und allein ist, unterstreicht die Trennung und das Sehnen.
Die letzten beiden Strophen konzentrieren sich auf das Bild der Liebsten, die von dem Sprecher mit zärtlicher Aufmerksamkeit betrachtet wird. Die Beschreibung ihres Aussehens im Schlaf, ihre „Löcklein“ im Gesicht, verleiht der Szene eine intime und liebevolle Note. Die abschließenden Verse, in denen der liebe Gott sie mit Mondschein bedeckt, um sie vor bösen Träumen zu schützen, betonen die tiefe Zuneigung des Sprechers und seine Sorge um das Wohlbefinden seiner Geliebten. Das Gedicht vereint Elemente der Naturromantik mit der Thematik der unerfüllten Liebe und des Heimwehs.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.