Mitunter weicht von meiner Brust
Mitunter weicht von meiner Brust,
Was sie bedrückt seit deinem Sterben;
Es drängt mich, wie in Jugendlust,
Noch einmal um das Glück zu werben.
Doch frag ich dann: Was ist das Glück?
So kann ich keine Antwort geben
Als die, daß du mir kämst zurück,
Um so wie einst mit mir zu leben.
Dann seh ich jenen Morgenschein,
Da wir dich hin zur Gruft getragen;
Und lautlos schlafen die Wünsche ein,
Und nicht mehr will ich das Glück erjagen.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Mitunter weicht von meiner Brust“ von Theodor Storm ist eine bewegende Reflexion über Trauer, Sehnsucht und die Unmöglichkeit, vergangenes Glück zurückzugewinnen. Das lyrische Ich ringt mit den Gefühlen des Verlustes und der Sehnsucht nach der verstorbenen geliebten Person. Das Gedicht ist in zwei Teile unterteilt, die durch eine Frage und die daraus resultierende Erkenntnis getrennt werden.
Im ersten Teil des Gedichts wird ein Zustand der Hoffnung und des Aufbruchs beschrieben. Das lyrische Ich verspürt ein Aufleben alter Gefühle, ein Drängen, das Glück erneut zu suchen, fast wie in der Jugend. Die Zeilen atmen eine gewisse Leichtigkeit und den Wunsch, die Last der Trauer für einen Moment abzulegen. Die Verwendung von Wörtern wie „drängt“ und „Jugendlust“ unterstreicht diesen Impuls, diesen Drang nach einem erneuten Glück, das an die gemeinsame Vergangenheit anknüpft. Die Frage „Was ist das Glück?“ leitet den Umschwung im Gedicht ein und lenkt die Gedanken des lyrischen Ichs in eine andere Richtung.
Die zweite Strophe stellt eine Zäsur dar. Die Frage nach dem Glück führt zu einer ernüchternden Erkenntnis. Die einzige Antwort auf die Frage nach dem Glück ist der Wunsch nach der Rückkehr der geliebten Person. Dies verdeutlicht die Tiefe der Trauer und die Erkenntnis, dass das Glück in der Gegenwart ohne die verstorbene Person nicht möglich ist. Das Glück ist untrennbar mit der Erinnerung an die geliebte Person verbunden.
Die letzte Strophe markiert den Höhepunkt der Trauer. Die Erinnerung an den Morgen der Beerdigung, an den Abschied von der geliebten Person, wird wachgerufen. Diese Erinnerung überschattet die Hoffnungen und den Wunsch nach neuem Glück. Die Wünsche „schlafen ein“, das heißt, sie werden aufgegeben. Das lyrische Ich erkennt die Sinnlosigkeit, das Glück weiter zu erjagen, da die wichtigste Bedingung für das Glück, die Anwesenheit der geliebten Person, für immer verloren ist. Die Strophen enden mit Resignation, mit der Erkenntnis der Unumkehrbarkeit des Verlustes.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.