Meisenglück
Aus dem goldnen Morgenqualm
Sich herniederschwingend,
Hüpft die Meise auf den Halm,
Aber noch nicht singend.
Doch der Halm ist viel zu schwach,
Um nicht bald zu knicken,
Und nur, wenn sie flattert, mag
Sie sich hier erquicken.
Ihre Flügel braucht sie nun
Flink und unverdrossen,
Und indes die Füßchen ruhn,
Wird ein Korn genossen.
Einen kühlen Tropfen Tau
Schlürft sie noch daneben,
Um mit Jubel dann ins Blau
Wieder aufzuschweben.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Meisenglück“ von Friedrich Hebbel beschreibt in einfachen Worten und Bildern die alltägliche Freude und das Überlebensstreben einer Meise. Es zeichnet ein Miniaturbild, das die kleinen Freuden und Anstrengungen im Leben eines kleinen Vogels darstellt, und bietet damit eine Metapher für die menschliche Existenz.
Das Gedicht beginnt mit dem Bild der Meise, die aus dem „goldnen Morgenqualm“ herabsteigt und auf einem Halm landet. Die noch fehlenden Gesänge deuten auf eine stille, beobachtende Zeit hin. Die anschließende Beschreibung des wackeligen Halms und des Flatterns der Meise symbolisiert die Fragilität und die Schwierigkeiten, die dem Leben innewohnen. Die Meise muss sich anstrengen, um sich im Leben zu halten und das Gleichgewicht zu finden, was als Analogie für die menschliche Mühe und den Überlebenswillen interpretiert werden kann.
Die mittlere Strophe zeigt, wie die Meise ihre Flügel einsetzt, um sich zu halten, und dabei ein Korn frisst. Diese Szene veranschaulicht die Notwendigkeit, aktiv zu sein und sich mit den grundlegenden Bedürfnissen zu beschäftigen. Der Genuss eines Korns und eines Tautropfens, wie in der dritten Strophe beschrieben, steht für die kleinen Freuden und die Erfrischung, die das Leben bietet, wenn man die Anstrengungen überwindet.
Schließlich hebt die Meise „mit Jubel dann ins Blau“ auf. Dieser Moment der Freude und des Aufschwungs symbolisiert die Erfüllung und das Glück, das aus den kleinen Erfolgen und dem Überwinden von Schwierigkeiten entsteht. Hebbels Gedicht feiert somit das Leben in seiner Einfachheit und zeigt, dass auch in den trivialen Aspekten des Alltags Momente des Glücks und der Freude gefunden werden können, wenn man die Widrigkeiten überwindet und die kleinen Freuden des Lebens genießt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.