Meine Hände flammen nach dir
So ein verliebter Tor verpufft.
(Goethe, Faust)
Meine Hände flammen nach dir.
Sieh, wie die Sonne streichelt
Die lieben Bäcklein,
Die schämig tiefer erglühenden Bäcklein
Liebfrommer Erde.
Wie so im Wundergrausenden
Dampfe des Lebens
Sinnen hoch… träumerisch… zwei Seelen der Seele.
Du Goldkerl du,
Du Prachtlump du,
Du dumme, dumme Erde,
Racker du!
Und Kuß auf Kuß, hungrig trinkend,
Rafft empor sie
Vom tiefabhangenden Haar
An das goldkräftig hingerissene,
Torheit strahlende
Antlitz der Liebe.
Die Menschen nennen das
In ihrer Seelen Schläfrigkeit
Dann gemächlich einen schönen Tag
Und stopfen dazu die lange Piepe
Mit Pastorentabak.
Was wissen die von unserer Liebe!
Es lächelt tief in den grämlichen Falten
Mühender Erde.
Meines Traumes jähe Frische
Lacht hell auf meinem Schlaf
Und hat … was an der Hand, –
Dich!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Meine Hände flammen nach dir“ von Peter Hille ist eine leidenschaftliche Liebeserklärung, die von einer intensiven Sehnsucht und dem Gefühl der Erfüllung geprägt ist. Es verwendet eine bildhafte Sprache und eine Mischung aus Zärtlichkeit und Zorn, um die Tiefe der Emotionen des Sprechers auszudrücken. Der Autor verwebt dabei Naturmetaphern und eine fast schon ekstatische Anrede, um die überwältigende Kraft der Liebe zu beschreiben. Das Zitat von Goethe am Anfang deutet bereits auf die Zerstörungswut, die mit der Liebe einhergehen kann.
Im Zentrum des Gedichts steht eine innige Verbindung zur geliebten Person, dargestellt durch die „flammenden Hände“ und die Sehnsucht. Die Beschreibung der „Bäcklein“ der Geliebten, die von der Sonne gestreichelt werden, vermittelt ein Gefühl von Schönheit und Unschuld. Der Sprecher blickt dabei auf die Natur, die als Spiegelbild der Liebe dient und die ergreifende Hingabe der Liebenden verdeutlicht. Gleichzeitig drückt er in den Ausrufen „Du Goldkerl du, / Du Prachtlump du, / Du dumme, dumme Erde, / Racker du!“ sowohl eine fast kindliche Zuneigung als auch eine gewisse Verachtung gegenüber der Welt aus, die diese Liebe nicht versteht oder wertschätzt.
Die Reaktion der Außenwelt, repräsentiert durch die „Menschen“, wird als ignorant und schläfrig dargestellt. Sie verstehen die Intensität der Liebe nicht und reduzieren sie auf einen „schönen Tag“ mit „Pastorentabak“. Diese Kritik an der bürgerlichen Welt unterstreicht die Einzigartigkeit und Exklusivität der Liebenden, die in ihrer eigenen Welt der Gefühle gefangen sind. Die Zeile „Was wissen die von unserer Liebe!“ ist ein Ausruf der Verachtung gegenüber denjenigen, die das innige Band der Liebenden nicht begreifen.
Das Gedicht endet mit einer Vision des Traumes und des Erwachens. Die „jähe Frische“ des Traumes wird durch das helle Lachen im Schlaf symbolisiert, was auf die befreiende und erfüllende Wirkung der Liebe hindeutet. Der Besitz der Geliebten, ausgedrückt durch „was an der Hand, – / Dich!“, ist der Höhepunkt der Ekstase, der das Gedicht beendet. Peter Hille verwendet also eine sehr expressive Sprache, um die Leidenschaft, die Hingabe und die Abgrenzung der Liebenden von der Welt in all ihren Facetten darzustellen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.