Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , ,

Mein Herze, glaubt′s, ist nicht erkaltet

Von

Mein Herze, glaubt′s, ist nicht erkaltet,
Es glüht in ihm so heiß wie je,
Und was ihr drin für Winter haltet,
Ist Schein nur, ist gemalter Schnee.

Doch, was in alter Lieb′ ich fühle,
Verschließ ich jetzt in tiefstem Sinn,
Und trag′s nicht fürder ins Gewühle
Der ewig kalten Menschen hin.

Ich bin wie Wein, der ausgegoren:
Er schäumt nicht länger hin und her,
Doch was nach außen er verloren,
Hat er an innrem Feuer mehr.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Mein Herze, glaubt′s, ist nicht erkaltet von Theodor Fontane

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Mein Herze, glaubt’s, ist nicht erkaltet“ von Theodor Fontane handelt von einer tiefen inneren Glut, die hinter einer Fassade der Zurückhaltung verborgen liegt. Der Sprecher versichert, dass sein Herz noch immer leidenschaftlich ist, obwohl es nach außen hin den Anschein erwecken mag, erkaltet zu sein. Die Metapher vom „gemalten Schnee“ illustriert die Täuschung, die er bewusst aufrechterhält, ein Bild, das suggeriert, dass das Äußere trügen kann und die wahre Natur verborgen bleibt.

Der zweite Teil des Gedichts beschreibt die Entscheidung, seine Gefühle zu verbergen. Die „alte Lieb'“ wird nun in „tiefstem Sinn“ verschlossen, nicht mehr der Öffentlichkeit preisgegeben. Diese Zurückhaltung entsteht aus einer Enttäuschung, einer Desillusionierung durch die „ewig kalten Menschen“, die die Intensität seiner Gefühle nicht verstehen oder wertschätzen würden. Die Entscheidung, sich zurückzuziehen, ist also eine Form des Selbstschutzes und der Selbstbewahrung.

Die abschließende Strophe enthält eine weitere Metapher, die die Entwicklung des Sprechers verdeutlicht. Er vergleicht sich mit „Wein, der ausgegoren“ ist. Dieser Wein schäumt nicht mehr wild und ungestüm, hat aber an „innrem Feuer mehr“ gewonnen. Dies bedeutet, dass die äußere Unruhe durch innere Reife und Tiefe ersetzt wurde. Die Erfahrung hat die Leidenschaft nicht ausgelöscht, sondern in eine konzentriertere, raffiniertere Form verwandelt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht ein Plädoyer für die innere Welt des Gefühls ist. Es zeigt die Entwicklung von ungestümer Leidenschaft zu einer verborgenen, gereiften Flamme. Die äußere Kühle ist nicht Ausdruck der Erschlaffung, sondern eine bewusste Entscheidung, sich vor der Kälte der Welt zu schützen und die Essenz der Liebe und der Gefühle in sich selbst zu bewahren.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.