Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , ,

Mein Alles ist dahin…

Von

Mein Alles ist dahin, mein Trost in Lust und Leiden
mein ander Ich ist fort, mein Leben, meine Zier
mein liebstes auff der Welt ist wegk, ist schon von hier.
(die Lieb‘ ist bitter zwahr, viel bittrer ist das Scheiden).

Ich kan nicht vohn dir seyn, ich kan dich gantz nicht meiden
O liebste Dorile! Ich bin nicht mehr bey mir
Ich bin nicht der ich bin, nun ich nicht bin bey dir.
Ihr Stunden lauft doch fort, wolt ihr mich auch noch neiden?

Ey Phoebus halte doch die schnelle Hengste nicht!
fort, fort, ihr Tage fort, komb bald du Monden Licht!

Ein Tag ist mir ein Jahr, in dem ich nicht kan sehen
mein ander Sonnenlicht! fort, fort, du faule Zeit
spann doch die Segel auff und bring mein Lieb noch heut
und wan sie hier dan ist, so magstu langsam gehen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Mein Alles ist dahin... von Sibylla Schwarz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Mein Alles ist dahin…“ von Sibylla Schwarz ist ein ergreifender Ausdruck von tiefem Schmerz und Verlust. Es handelt von der Trennung von einer geliebten Person, die als „mein ander Ich“ bezeichnet wird, was die enge Verbundenheit und Identitätsverschmelzung der beiden Personen unterstreicht. Die Dichterin erlebt durch den Verlust einen kompletten Zusammenbruch, der ihr gesamtes Wesen betrifft. Sie fühlt sich nicht mehr als sie selbst, da ein wesentlicher Teil ihrer Existenz, ihr „Liebstes auf der Welt“, nicht mehr an ihrer Seite ist.

Der erste Teil des Gedichts, die ersten vier Verse, konzentriert sich auf die Beschreibung des Verlustes und die daraus resultierende Trauer. Die Zeile „(die Lieb‘ ist bitter zwahr, viel bittrer ist das Scheiden)“ fasst die zentrale Botschaft zusammen: Die Liebe kann zwar bitter sein, aber die Trennung von der geliebten Person ist noch schmerzhafter. Die Dichterin findet keinen Trost mehr in Freuden oder Leiden, da ihr „Alles“ mit dem Verlust des geliebten Menschen verschwunden ist. Die Verwendung von Ausrufen und rhetorischen Fragen wie „O liebste Dorile!“ verdeutlicht die Intensität ihrer Gefühle und die Verzweiflung, die sie empfindet.

Im zweiten Teil des Gedichts, den folgenden sechs Versen, wird die Sehnsucht nach der geliebten Person und die Ungeduld der Dichterin nach ihrer Wiedervereinigung thematisiert. Sie wünscht sich, dass die Zeit schneller vergeht, um die Wiederkehr des geliebten Menschen zu beschleunigen. Die Anrufung des Sonnengottes Phoebus und die Bitte an die Tage, schneller vorüberzugehen, spiegeln die Unerträglichkeit der Trennung wider. Ein Tag erscheint ihr wie ein ganzes Jahr, und die Sehnsucht nach dem „Sonnenlicht“, der geliebten Person, ist unstillbar.

Der abschließende Vers, in dem die Dichterin die faule Zeit auffordert, die Segel zu spannen und die Liebste noch am selben Tag zurückzubringen, gipfelt in der Sehnsucht nach der sofortigen Wiedervereinigung. Sobald die geliebte Person zurückkehrt, kann die Zeit wieder langsam vergehen. Diese Schlusszeile zeugt von der Hoffnung auf ein Happy End und von der Unfähigkeit, ohne die geliebte Person zu leben. Das Gedicht ist ein ergreifendes Zeugnis von Liebe, Verlust und der alles verzehrenden Sehnsucht nach Wiedervereinigung.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.