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Marengo

Von

Schwarzblau der Alpen, und der kahlen Flur,
Die Südsturm drohn. Mit Wolken tief verhangen
Ist grau das Feld. Ein ungeheures Bangen
Beengt den Tag. Den Atem der Natur

Stopft eine Faust. Hinab die Lombardei
Ist Totenstille. Und kein Gras, kein Baum.
Das Röhricht regt kein Wind im leeren Raum.
Kein Vogel streift in niedrer Luft vorbei.

Fern sieht man Wagen, wo sich langsam neigt
Ein Brückenpaar. Man hört den dumpfen Fall
Am Wasser fort. Und wieder droht und schweigt

Verhängnis dieses Tags. Ein weißer Ball,
Die erste der Granaten. Und es steigt
Der Sturm herauf des zweiten Prairial.

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Gedicht: Marengo von Georg Heym

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Marengo“ von Georg Heym zeichnet ein beklemmendes Bild der Stille und des drohenden Unheils, das kurz vor einer Schlacht liegt. Die Verse sind von einer düsteren Atmosphäre geprägt, die durch die Verwendung von Farben wie „Schwarzblau“ und „grau“ sowie durch das Beschreiben des Sturms als „ungeheures Bangen“ verstärkt wird. Heym nutzt Naturmetaphern, um die Spannung und das Gefühl der Bedrohung zu vermitteln, was die allgemeine Vorahnung von etwas Schrecklichem verstärkt, das unmittelbar bevorsteht.

Die Beschreibungen der Landschaft, wie die „kahle Flur“, die „Totenstille“ und das Fehlen von Bewegung, verstärken das Gefühl der Stagnation und des Wartens. Die Natur scheint den Atem anzuhalten, symbolisiert durch die „Faust“, die ihn „stopft“. Dies spiegelt die Angst und das Unbehagen wider, das die Menschen kurz vor einer großen militärischen Auseinandersetzung empfinden. Auch das Schweigen des Windes und das Fehlen von Vögeln tragen zur Erzeugung einer beunruhigenden Atmosphäre bei.

Der Übergang zur konkreten Darstellung der Schlacht wird durch die Erwähnung von „Wagen“ und „Brückenpaar“ sowie dem „dumpfen Fall am Wasser“ eingeleitet, was auf die Anwesenheit und das Vorgehen der Truppen hindeutet. Die „erste der Granaten“ und der „Sturm herauf des zweiten Prairial“ markieren den Beginn der militärischen Auseinandersetzung, die das zuvor beschriebene Gefühl der Stille und des Wartens abrupt beendet. Die Erwähnung des „weißen Balls“ und des „Sturms“ deuten auf die Zerstörung und das Chaos hin, die in der Schlacht freigesetzt werden.

Heym schafft es, die Stille vor dem Sturm, die Spannung und das drohende Unheil durch präzise und bildhafte Sprache zu vermitteln. Das Gedicht erfasst die menschliche Erfahrung von Angst und Unsicherheit, die dem Moment der Kriegsereignisse vorausgeht. Es ist ein eindringliches Beispiel für die Fähigkeit Heyms, in wenigen Zeilen eine komplexe Stimmung zu erzeugen und den Leser in eine Welt des drohenden Untergangs zu ziehen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.