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Lustige Musikanten

Von

Der Wald, der Wald! daß Gott ihn grün erhalt,
Gibt gut Quartier und nimmt doch nichts dafür.

Zum grünen Wald wir Herberg halten,
Denn Hoffart ist nicht unser Ziel,
Im Wirtshaus, wo wir nicht bezahlten,
Es war der Ehre gar zu viel.
Der Wirt, er wollt uns gar nicht lassen,
Sie ließen Kann und Kartenspiel,
Die ganze Stadt war in den Gassen,
Und von den Bänken mit Gebraus
Stürzt′ die Schule heraus,
Wuchs der Haufe von Haus zu Haus,
Schwenkt′ die Mützen und jubelt′ und wogt′,
Der Hatschier, die Stadtwacht, der Bettelvogt,
Wie wenn ein Prinz zieht auf die Freit,
Gab alles, alles uns fürstlich Geleit,
Wir aber schlugen den Markt hinab
Uns durch die Leut mit dem Wanderstab,
Und hoch mit dem Tamburin, daß es schallt′, –

Zum Wald, zum Wald, zum schönen, grünen Wald!

Und da nun alle schlafen gingen,
Der Wald steckt′ seine Irrlicht′ an,
Die Frösche tapfer Ständchen bringen,
Die Fledermaus schwirrt leis voran,
Und in dem Fluß auf feuchtem Steine
Gähnt laut der alte Wassermann,
Strählt sich den Bart im Mondenscheine,
Und fragt ein Irrlicht, wer wir sind?
Das aber duckt sich geschwind;
Denn über ihn weg im Wind
Durch die Wipfel der wilde Jäger geht,
Und auf dem alten Turm sich dreht
Und kräht der Wetterhahn uns nach:
Ob wir nicht einkehrn unter sein Dach?
O Gockel, verfallen ist ja dein Haus,
Es sieht die Eule zum Fenster heraus,
Und aus allen Toren rauschet der Wald.

Der Wald, der Wald, der schöne, grüne Wald!

Und wenn wir müd einst, sehn wir blinken
Eine goldne Stadt still überm Land,
Am Tor Sankt Peter schon tut winken:
»Nur hier herein, Herr Musikant!«
Die Engel von den Zinnen fragen,
Und wie sie uns erst recht erkannt,
Sie gleich die silbernen Pauken schlagen,
Sankt Peter selbst die Becken schwenkt,
Und voll Geigen hängt
Der Himmel, Cäcilia an zu streichen fängt,
Dazwischen Hoch vivat! daß es prasselt und pufft,
Werfen die andern vom Wall in die Luft
Sternschnuppen, Kometen,
Gar prächtge Raketen,
Versengen Sankt Peter den Bart, daß er lacht,
Und wir ziehen heim, schöner Wald, gute Nacht!

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Gedicht: Lustige Musikanten von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lustige Musikanten“ von Joseph von Eichendorff ist eine Ode an die Freiheit, die Natur und das wandernde Leben. Es beschreibt die Reise einer Gruppe von Musikanten, die sich der Welt entziehen und in der Natur Zuflucht suchen, um schließlich in einem paradiesischen Zustand aufgenommen zu werden.

Die erste Strophe stellt die Wertschätzung des Waldes als sicheren Hafen dar, der im Gegensatz zu den Konventionen der Zivilisation steht. Die Musikanten lehnen die „Hoffart“ und die Verpflichtungen eines Wirtshauses ab und bevorzugen die Freiheit, die ihnen der Wald bietet. Das Gedicht erzählt von einer ausgelassenen Szene, in der die ganze Stadt den Musikanten folgt, was ihre Unkonventionalität und ihren Reiz für die Gesellschaft unterstreicht. Der Wanderstab wird zum Symbol des Reisens und der Freiheit, während das Tamburin als Zeichen der Freude und der Musik dient.

Die zweite Strophe führt uns in die nächtliche Atmosphäre des Waldes ein. Der Wald wird lebendig und mit geheimnisvollen Gestalten bevölkert. Die Irrlicht, die Frösche, die Fledermäuse und der Wassermann erzeugen eine Atmosphäre der Magie und des Geheimnisses. Die Frage des Irrlichts nach den Musikanten wirft die Frage nach ihrer wahren Identität und ihrem Ziel auf. Der wilde Jäger, der durch die Wipfel zieht, und der Wetterhahn, der ihnen nachkräht, verstärken das Gefühl des Wanderns zwischen den Welten, zwischen den menschlichen und den übernatürlichen Bereichen.

Die abschließende Strophe offenbart das ultimative Ziel der Musikanten: das himmlische Paradies. Die „goldne Stadt“ und der heilige Petrus heißen die Musikanten willkommen. Die Beschreibung des Paradieses ist von überschwänglicher Freude und festlicher Atmosphäre geprägt, mit Engeln, Pauken und Geigen. Die himmlische Musik, die Anspielung auf die heilige Cäcilia, und das Feuerwerk der Sternschnuppen und Kometen symbolisieren die ewige Freude und das Glück, das die Musikanten durch ihre Wanderung und ihre Hingabe an die Musik und die Natur gefunden haben. Der Wald, der in der Schlusszeile genannt wird, wird somit zum Wegweiser zu diesem Paradies, eine Verbindung zur Weltlichen wie zur Göttlichen Ebene.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.