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Es schaute in die Wogen

Von

Es schaute in die Wogen
Die Maid im Abendschein,
Da hat der Neck gezogen
Sie in die Flut hinein.

Sie sitzt in klaren Hallen,
Auf goldigem Bernsteinthron
Und trägt von roten Korallen
Eine steinerne Dornenkron‘.

Die Wasser wogen und rauschen
Um all die tote Pracht:
„Ach, könnt‘ ich noch einmal lauschen,
Wann Morgens der Hain erwacht!“

Der Mond scheint in die blauen
Wellen mit sanftem Licht:
„Ach, könnt‘ ich noch einmal schauen
meiner Mutter Angesicht!“

Die Strudel rollen und tosen
In wunderbar tiefem Sang:
„Ach, hört‘ ich noch einmal der Orgel,
Der Kirchenglocken Klang!“

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Gedicht: Es schaute in die Wogen von Louise von Plönnies

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Es schaute in die Wogen“ von Louise von Plönnies entfaltet eine düstere, fast mystische Szenerie, in der eine Maid von einem „Neck“ – einem übernatürlichen Wesen oder einer Verführungskraft – in die Fluten gezogen wird. Diese Eröffnung stellt eine Verwandlung dar, bei der das Mädchen von der Welt des Lebens in eine unerreichbare, symbolisch mystische Sphäre übertritt, dargestellt durch das Bild des „klaren Hallen“ und des „Bernsteinthrons“. Der Übergang von der realen Welt zur jenseitigen, die von den „Wogen“ umspült wird, wirkt sowohl verführerisch als auch tragisch.

In der zweiten Strophe wird die Maid in ihrer neuen, übernatürlichen Existenz gezeigt, wo sie von einer „steinerne Dornenkron‘“ gekrönt wird, die ein Bild von Schmerz und Einsamkeit vermittelt. Die Korallen und der Bernstein, die ansonsten für Schönheit und Reichtum stehen, stehen hier im Kontrast zur „steinernen Dornenkrone“, die auf das Leid und die Isolation der Maid hinweist. Ihre Pracht ist tote Pracht, die von der ständigen Bewegung des Wassers umgeben ist – ein Bild für die Vergänglichkeit von Schönheit und Macht.

In der dritten Strophe äußert die Maid den Wunsch, wieder an das Leben auf der Erde angeschlossen zu sein, mit einer Sehnsucht nach den „Hain“, der „Morgens erwacht“, als Symbol für die Lebenskraft und das Erwachen der Natur. Sie sehnt sich nach der Vitalität des Lebens, das sie hinter sich gelassen hat, und die Bilder von Wasser, Mond und Natur heben die Trennung zwischen der gelebten und der übernatürlichen Existenz hervor. Ihre Wünsche nach einer Rückkehr zur Erde und den ursprünglichen Freuden des Lebens sind unaufhaltsam, doch unerfüllbar.

In der letzten Strophe verstärkt sich die Sehnsucht der Maid, da sie nach einem „Orgel- und Kirchenglockenklang“ ruft – ein weiteres Symbol für das Leben, das sie nicht mehr erreichen kann. Der Klang von Orgeln und Glocken, die mit dem kirchlichen Leben und den Ritualen des Glaubens verbunden sind, steht für den Verlust des menschlichen Lebens und seiner religiösen und spirituellen Dimensionen. Die „Strudel“ und das „Tosen“ des Wassers bilden dabei einen dramatischen, unaufhaltsamen Hintergrund für die Maid, deren Wünsche nicht gehört werden können. Das Gedicht endet in einer Mischung aus Trauer, Sehnsucht und der Unvermeidbarkeit des Übergangs in eine andere, unerreichbare Existenz.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.