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Logogryph

Von

Kennst du das Wort, das Herzen mächtig bindet?
Kennst du der Liebe trauliches Symbol?
Das feste Band, das sich um Freunde windet,
Des Fürsten Heil, des Vaterlandes Wohl?

An Stärke muß ihm Stahl und Eisen weichen;
Doch hat es einen mächt′gen stillen Feind;
Streichst du des hohen Wortes erstes Zeichen,
Hast du die finstre Macht, die ich gemeint.

So lang die Welt steht liegen diese beiden
Im Kampf um höchstes Leid und höchste Lust;
Halt fest am Ganzen; laß sie nimmer streiten
In deiner stillen und zufriednen Brust.

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Gedicht: Logogryph von Wilhelm Hauff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Logogryph“ von Wilhelm Hauff ist ein poetisches Rätsel, das sich der Natur und Bedeutung eines Wortes widmet, das gleichermaßen verbindet, schützt und zerstört. Das Gedicht nimmt die Form eines Logogryphen an, also eines Worträtsels, bei dem durch das Entfernen eines Buchstabens ein anderes Wort entsteht.

In der ersten Strophe wird das gesuchte Wort beschrieben, das „Herzen mächtig bindet“ und „der Liebe trauliches Symbol“ ist. Es repräsentiert die Freundschaft, die Verbundenheit und das Wohl des Vaterlandes. Diese positive Beschreibung etabliert das Wort als etwas Stärkendes und Positives, stärker als Stahl und Eisen. Die Formulierung legt nahe, dass es sich um ein Wort von großer Bedeutung und Macht handelt, das essenziell für menschliche Beziehungen und das Gemeinwohl ist.

Die zweite Strophe enthüllt das Geheimnis des Rätsels. Das Wort hat einen „mächt’gen stillen Feind“. Durch das Entfernen des ersten Buchstabens wandelt sich die Bedeutung ins Gegenteil, und es erscheint die „finstre Macht“. Dieser Übergang verdeutlicht die Dualität des gesuchten Wortes und seine Fähigkeit, sowohl Gutes als auch Böses zu bewirken. Das Weglassen des ersten Buchstabens führt zu einem Wort, das im Gegensatz zu der ursprünglichen Bedeutung steht.

Die letzte Strophe bietet eine Interpretation und einen Appell. Sie beschreibt den ewigen Kampf zwischen den beiden gegensätzlichen Bedeutungen, die durch das Wort repräsentiert werden, und fordert den Leser auf, an der Ganzheit des Wortes festzuhalten. Dies impliziert, dass die Fähigkeit, das Gute zu bewahren und das Böse zu kontrollieren, in der eigenen Brust liegt. Die Aufforderung, das Ganze zu bewahren, unterstreicht die Wichtigkeit, die positiven Aspekte des Wortes zu bewahren und sich nicht von der zerstörerischen Kraft beeinflussen zu lassen. Das Gedicht dient somit als Mahnung an die bewusste Entscheidung für das Gute und die Verantwortung, die mit der Macht des Wortes einhergeht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.