Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , ,

Kleines Glück

Von

Sie geht in aller Frühe,
noch eh die Dämmrung schwand,
den Weg zur Tagesmühe
im ärmlichen Gewand.
Die dunklen Nebel feuchten
noch in der Straße dicht,
sonst sähe man beleuchten
ein Lächeln ihr Gesicht.
Die Götter mögen wissen,
warum sie heimlich lacht –
es weiß es nur das Kissen,
was ihr geträumt heut nacht.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Kleines Glück von Hermann Lingg

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Kleines Glück“ von Hermann Lingg beschreibt in einfacher, aber eindringlicher Weise das stille Glück einer jungen Frau. Es beginnt mit der Beschreibung ihres frühen Morgengangs zur Arbeit, noch bevor die Sonne aufgeht. Die „ärmliche[s] Gewand“ deutet auf bescheidene Lebensverhältnisse hin, während die Dunkelheit und der feuchte Nebel die äußeren Bedingungen betonen, unter denen sie ihren Weg antritt.

Die zentrale Aussage des Gedichts wird jedoch erst im zweiten Teil enthüllt. Obwohl die äußeren Umstände unwirtlich sind, wird ein „Lächeln ihr Gesicht“ angedeutet, das verborgen bleibt, da die Dunkelheit es verhüllt. Dieses Lächeln ist der Schlüssel zum Verständnis des „Kleinen Glücks“. Der Autor stellt rhetorische Fragen („Die Götter mögen wissen, / warum sie heimlich lacht -„) und deutet an, dass das Geheimnis ihrer Freude in einem Traum in der vergangenen Nacht liegt.

Die Verwendung von Metaphern und Andeutungen verstärkt die emotionale Wirkung. Die Dunkelheit und der Nebel symbolisieren die äußeren Härten des Lebens, die durch das „ärmliche Gewand“ verstärkt werden. Das Lächeln, das nicht gesehen wird, repräsentiert das innere Glück und die Träume der jungen Frau, die als Quelle ihrer Freude dienen. Das Kissen, das als einziger Zeuge ihres Traums dient, wird zu einem Symbol der Intimität und des Trostes.

Das Gedicht feiert die Fähigkeit, Glück in scheinbar widrigen Umständen zu finden. Es unterstreicht die Bedeutung von Träumen und inneren Erlebnissen als Quelle der Freude und des Trostes, selbst unter schwierigen äußeren Bedingungen. Durch die Verwendung einfacher Sprache und klarer Bilder gelingt es Lingg, eine Botschaft von Hoffnung und Widerstandsfähigkeit zu vermitteln. Das „Kleine Glück“ ist hier das innere Glück, das durch Träume genährt wird und die äußeren Umstände überwindet.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.