In Politik zwei wichtge kleine Dinger
Sind Daumen eben und Zeigefinger,
Sie halten die Feder,
Das weiß ein jeder.
Doch Wichtgres noch wird oft durch sie betrieben,
Wenn sie sich übereinander schieben.
In Politik zwei wichtge kleine Dinger
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „In Politik zwei wichtige kleine Dinger“ von Franz Grillparzer ist eine satirische Beobachtung der politischen Machtstrukturen und der Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden. Es beginnt mit einer scheinbar simplen Feststellung: Daumen und Zeigefinger sind die „wichtigen kleinen Dinger“ in der Politik, da sie die Feder halten und somit für das Schreiben und die Dokumentation von Entscheidungen verantwortlich sind. Diese Aussage ist ironisch, da sie die trivialste Funktion der Finger hervorhebt, während die eigentliche politische Handlung, das Treffen von Entscheidungen und die Ausübung von Macht, in den Hintergrund gerückt wird.
Der zweite Teil des Gedichts enthüllt die wahre Ironie: „Doch Wichtgres noch wird oft durch sie betrieben, / Wenn sie sich übereinander schieben.“ Diese Zeilen deuten auf die subtilen, oft verborgenen Mechanismen der Machtausübung hin. Das „Übereinanderschieben“ der Finger kann als Metapher für verschiedene politische Manöver interpretiert werden, wie z.B. das Beeinflussen von Entscheidungen, das Aushandeln von Kompromissen oder das Ausspielen von Intrigen. Der Dichter impliziert, dass die eigentliche Macht nicht in der formalen Dokumentation (dem Schreiben mit der Feder) liegt, sondern in den geheimen Absprachen und taktischen Spielen hinter den Kulissen.
Die Kürze des Gedichts verstärkt seine Wirkung. Grillparzer konzentriert sich auf das Wesentliche und vermeidet unnötige Ausschmückungen. Die präzise Sprache und die einfache Reimstruktur (AABB) unterstreichen die Klarheit der Beobachtung und machen die Kritik zugänglicher. Die scheinbare Einfachheit des Gedichts täuscht über seine tiefere Bedeutung hinweg. Es ist ein scharfer Kommentar auf die Mechanismen der Macht, der die Diskrepanz zwischen der formalen Fassade und den verborgenen Realitäten der Politik aufdeckt.
Insgesamt ist das Gedicht eine subtile, aber wirkungsvolle Satire, die die politischen Machtstrukturen auf humorvolle und zugleich kritische Weise hinterfragt. Es lenkt die Aufmerksamkeit auf die manipulativen Aspekte der Politik und zeigt, wie die eigentliche Macht in den kleinen Gesten und den verborgenen Spielchen der Mächtigen liegt, die durch ihre „Finger“ ihre Interessen vertreten. Die Aussage des Gedichts ist zeitlos und relevant, da die Dynamik der Macht und die subtilen politischen Manöver auch heute noch in gleicher Weise existieren.
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Lizenz und Verwendung
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