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Im Osten

Von

Den wilden Orgeln des Wintersturms
Gleicht des Volkes finstrer Zorn,
Die purpurne Woge der Schlacht,
Entlaubter Sterne.

Mit zerbrochnen Brauen, silbernen Armen
Winkt sterbenden Soldaten die Nacht.
Im Schatten der herbstlichen Esche.
Seufzen die Geister der Erschlagenen.

Dornige Wildnis umgurtet die Stadt.
Von blutenden Stufen jagt der Mond
Die erschrockenen Frauen.
Wilde Wölfe brachen durchs Tor.

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Gedicht: Im Osten von Georg Trakl

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Im Osten“ von Georg Trakl ist eine düstere und apokalyptische Vision der Zerstörung und des Leids, die in den Wirren des Ersten Weltkriegs wurzelt. Es zeichnet ein Bild von Krieg, Tod und Verzweiflung, wobei die Natur als Spiegelbild der menschlichen Tragödie dient. Die verwendete Sprache ist bildhaft und symbolreich, wodurch die Stimmung von Trauer, Angst und Hoffnungslosigkeit verstärkt wird. Das Gedicht verzichtet auf eine lineare Erzählweise und präsentiert stattdessen eine Reihe von Impressionen, die zusammen ein beklemmendes Gesamtbild ergeben.

Die ersten Zeilen, „Den wilden Orgeln des Wintersturms / Gleicht des Volkes finstrer Zorn“, deuten auf die gewalttätige und zerstörerische Natur des Krieges hin. Der „Wintersturm“ und das „Volkszorn“ werden in einen direkten Vergleich gesetzt, wodurch die rohe Gewalt und die ungezügelte Zerstörung betont werden. Das Bild der „purpurnen Woge der Schlacht“ und der „entlaubten Sterne“ verstärkt das Gefühl des Chaos und des Untergangs. Die Farbe „purpur“ (Purpur) wird oft mit Blut und Tod assoziiert, während die „entlaubten Sterne“ die Leere und das Fehlen von Hoffnung symbolisieren.

Im zweiten Abschnitt wird die Perspektive auf die sterbenden Soldaten und die Ankunft der Nacht verschoben, wobei die Nacht als Metapher für den Tod fungiert. „Mit zerbrochnen Brauen, silbernen Armen / Winkt sterbenden Soldaten die Nacht“. Die „silbernen Arme“ könnten auf die bleiche Haut der Toten oder auf das kalte Licht des Mondes verweisen. Die Geister der Erschlagenen „seufzen im Schatten der herbstlichen Esche“. Die Esche, ein Baum, der oft mit Trauer und dem Übergang ins Jenseits in Verbindung gebracht wird, verstärkt die beklemmende Atmosphäre.

Die letzten Zeilen beschreiben eine Welt, die durch Gewalt und Chaos entfremdet wurde. „Dornige Wildnis umgurtet die Stadt.“ Die Stadt, ein Symbol für Zivilisation und Ordnung, wird von der „dornigen Wildnis“ überwuchert, was das Zerbrechen der gesellschaftlichen Strukturen und den Sieg der Barbarei darstellt. Der Mond, der von „blutenden Stufen“ steigt und die „erschrockenen Frauen“ jagt, verleiht dem Bild eine surreale und beunruhigende Note. Das Eindringen „wilder Wölfe“ durch das Tor vollendet das Bild des Untergangs und der Auflösung. Das Gedicht ist eine eindringliche Kritik am Krieg und ein Ausdruck tiefer Verzweiflung über die menschliche Gewalt und die Zerstörung, die sie mit sich bringt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.