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Im Grünen zu singen

Von

War der Himmel trüb und schwer,
Waren einsam wir so sehr,
Voneinander abgeschnitten!
Aber das ist nun nicht mehr:
Lüfte fließen hin und her;
Und die ganze Welt inmitten
Glänzt, als ob sie gläsern wär.

Sterne kamen aufgegangen,
Flimmern mein – und deinen Wangen,
Und sie wissens auch:
Stark und stärker wird ihr Prangen;
Und wir atmen mit Verlangen,
Liegen selig wie gefangen,
Spüren eins des andern Hauch.

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Gedicht: Im Grünen zu singen von Hugo von Hofmannsthal

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Im Grünen zu singen“ von Hugo von Hofmannsthal beschreibt einen Wandel von Traurigkeit und Isolation zu Harmonie und Verbundenheit, der durch das Erleben der Natur und die Nähe zu einer anderen Person ausgelöst wird. Das lyrische Ich und eine weitere Person (vermutlich ein*e Geliebte*r) waren zuvor von der Welt abgeschnitten und von Traurigkeit geplagt, als der Himmel noch „trüb und schwer“ war.

Die Veränderung beginnt mit dem Aufbrechen dieser Isolation, symbolisiert durch das „Lüfte fließen hin und her“. Die Welt wird durch die Natur und die Anwesenheit des/der Geliebten auf eine neue Weise wahrgenommen, als ob sie „gläsern wär“. Dies suggeriert eine Transparenz und Klarheit, die die vorherige Trübsal durchdringt. Die Sterne, die aufgehen, werden zu Spiegelbildern der Gefühle, die sowohl die Wangen des lyrischen Ichs als auch die des/der Geliebten zum „Flimmern“ bringen.

Die zweite Strophe vertieft das Gefühl der Verbundenheit und des Glücks. Die Sterne „wissens auch“ um die wachsende Liebe und das Glück des Paares, was die Intensität des Erlebens verstärkt. Das „Prangen“ der Sterne und die Liebe selbst werden stärker. Das lyrische Ich und sein Gegenüber atmen nun „mit Verlangen“, was das tiefe Gefühl der Sehnsucht und des Begehrens unterstreicht. Der Vers „Liegen selig wie gefangen“ offenbart die paradoxe Natur der Liebe: ein Gefangensein in Glückseligkeit, in der man sich dem anderen hingibt und dabei ganz eins wird.

Der letzte Vers „Spüren eins des andern Hauch“ verdichtet das Gefühl der Nähe und Einheit. Das Gedicht schildert eine Metamorphose von Isolation zu Verbundenheit, ausgelöst durch das Eintauchen in die Natur und die Liebe. Es ist eine Ode an die Kraft der Liebe und die transformative Wirkung der Natur auf die menschliche Seele, die hier durch eine simple doch eindringliche sprachliche Gestaltung vermittelt wird.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.