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Heut und Ewig

Von

Unmöglich ists, den Tag dem Tag zu zeigen,
Der nur Verworrnes im Verworrnen spiegelt,
Und jeder selbst sich fühlt als recht und eigen,
Statt sich zu zügeln, nur am andern zügelt;
Da ists den Lippen besser, daß sie schweigen,
Indes der Geist sich fort und fort beflügelt.
Aus Gestern wird nicht Heute; doch Äonen,
Sie werden wechselnd sinken, werden thronen.

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Gedicht: Heut und Ewig von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Heut und Ewig“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eine Reflexion über die Flüchtigkeit der Gegenwart und die Unendlichkeit der Zeit. Es beginnt mit der Feststellung, dass es unmöglich ist, den Tag dem Tag zu zeigen, was darauf hindeutet, dass die Gegenwart voller Verwirrung und Widersprüche ist. Die Menschen sind in ihrer eigenen Welt gefangen und neigen dazu, sich selbst als im Recht zu betrachten, anstatt sich selbst oder andere zu zügeln. Diese Feststellung führt dazu, dass der Autor die Lippen zum Schweigen mahnt, während der Geist sich weiterentwickelt.

Der zweite Teil des Gedichts wendet sich der Zeit selbst zu. Die Aussage, dass „aus Gestern wird nicht Heute“ deutet auf die Unfähigkeit hin, aus der Vergangenheit zu lernen oder die Gegenwart zu verändern. Es gibt keine direkte Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der Geist muss sich von den aktuellen Ereignissen lösen, um in die Zukunft zu blicken. Der Autor betont dann die Ewigkeit der Zeit, indem er die „Äonen“ erwähnt, die kommen und gehen. Dies deutet auf ein zyklisches Verständnis der Geschichte hin, in der Reiche entstehen und vergehen.

Die Verwendung von Gegensätzen wie „Verworrnen“ und „recht und eigen“ unterstreicht die Spannung zwischen der chaotischen Gegenwart und dem individuellen Anspruch auf Wahrheit. Das Schweigen der Lippen, als Reaktion auf die Verwirrung, deutet auf eine Suche nach innerer Ruhe und Klarheit hin. Die „Äonen“ als Metapher für die Ewigkeit verweisen auf das Auf und Ab der Geschichte, die Unbeständigkeit irdischer Macht und die Notwendigkeit, über das Jetzt hinauszublicken.

Goethe nutzt hier eine relativ schlichte Sprache, um komplexe philosophische Gedanken zu vermitteln. Die kurzen Sätze und die klare Reimstruktur erleichtern das Verständnis, während die Tiefe der Gedanken zur Reflexion anregt. Die Botschaft ist eine Mahnung zur Selbstbeherrschung in einer verwirrenden Welt und eine Betonung der Notwendigkeit, die Vergänglichkeit der Gegenwart zu erkennen, um die ewige Bewegung der Zeit zu verstehen. Das Gedicht lädt dazu ein, über die eigene Position in der Welt und die Bedeutung des Lebens im Kontext der Zeit nachzudenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.