Herbstschmetterling
Im Licht des Kirchleins seh`ich schweben
Bunt eines Schmetterlings Flug;
Er strebt hinaus: zum warmen Leben,
Hinaus zum Walde geht sein Zug.
Er strebt hinaus: nur wenige Tage,
Und scharfer Wind nimmt Blatt um Blatt.
O armer Schmetterling im Hage,
Du sinkst zur Erde todesmatt!
Hier raste doch an heil`ger Schwelle,
Buntschmetterling, o Seele du!
Die Welt ist Herbst, der Tod ist schnelle,
Und sicher nur des Kirchleins Ruh`!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Herbstschmetterling“ von Franz Alfred Muth ist eine melancholische Betrachtung über die Vergänglichkeit des Lebens und die Sehnsucht nach Geborgenheit angesichts des nahenden Todes. Es nutzt das Bild eines Schmetterlings, der in der herbstlichen Natur umherflattert, um die Fragilität und die kurze Lebensdauer des Individuums zu veranschaulichen. Die Verwendung des Schmetterlings, einem Wesen, das traditionell für Leichtigkeit, Schönheit und kurzzeitige Existenz steht, verstärkt den Kontrast zwischen der flüchtigen Natur des Lebens und der erhofften Beständigkeit.
Die erste Strophe beschreibt den Schmetterling, der aus dem Licht einer Kirche herausflattert und sich in Richtung Wald bewegt, offenbar getrieben von der Sehnsucht nach Wärme und Leben. Dieser Ausflug wird jedoch durch die zweite Strophe unterbrochen, die das herbstliche Szenario mit Wind und fallenden Blättern schildert. Hier wird die unmittelbare Gefahr, der der Schmetterling ausgesetzt ist, deutlich. Die Zeilen deuten auf das unvermeidliche Ende hin, das durch den Tod des Schmetterlings symbolisiert wird. Die Personifizierung des Schmetterlings durch die Anrede „o armer Schmetterling“ erhöht die emotionale Wirkung und weckt Mitleid beim Leser.
Die dritte Strophe, die mit einem Ausruf beginnt, bietet einen Kontrapunkt zur vorherigen Beschreibung des Verfalls. Sie lädt den Schmetterling ein, an der „heil`gen Schwelle“ der Kirche zu verweilen. Hier, im Schutz der Kirche, wird eine vermeintliche Ruhe und Sicherheit versprochen. Die „Kirchleins Ruh`“ steht im Kontrast zur „schnelle[n]“ Natur des Todes und des Herbstes, die als Metaphern für das Vergängliche in der Welt dienen. Die Kirche wird somit zum Ort der Zuflucht und der Hoffnung, ein Ort, der der Sterblichkeit entgeht.
Insgesamt ist das Gedicht eine Allegorie auf die menschliche Erfahrung von Sterblichkeit und der Suche nach Sinn und Trost angesichts des Todes. Die Verwendung des Schmetterlings als Symbol des flüchtigen Lebens, der Kontrast zwischen der offenen Welt und der Geborgenheit der Kirche, und die sanfte, melancholische Sprache des Gedichts erzeugen eine Atmosphäre der Traurigkeit, aber auch der Hoffnung. Das Gedicht regt den Leser dazu an, über die eigene Existenz und die Suche nach Ruhe und Sicherheit in einer vergänglichen Welt nachzudenken.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.