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Heimat

Von

Und niemand weiß

Indessen laß mich wandeln
Und wilde Beeren pflücken
Zu löschen die Liebe zu dir
An deinen Pfaden, o Erd′

Hier wo —
und Rosendornen
Und süße Linden duften neben
Den Buchen, des Mittags, wenn im falben Kornfeld
Das Wachstum rauscht, an geradem Halm,
Und den Nacken die Ähre seitwärts beugt
Dem Herbste gleich, jetzt aber unter hohem
Gewölbe der Eichen, da ich sinn
Und aufwärts frage, der Glockenschlag
Mir wohlbekannt
Fernher tönt, goldenklingend, um die Stunde, wenn
Der Vogel wieder wacht. So gehet es wohl.

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Gedicht: Heimat von Friedrich Hölderlin

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Heimat“ von Friedrich Hölderlin ist eine Reflexion über das Gefühl von Heimat und die Verbundenheit mit der Natur, die durch melancholische Töne und die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit geprägt ist. Der Sprecher befindet sich in einem Zustand der Trauer, möglicherweise aufgrund von Liebeskummer, und sucht Trost in der Natur. Der Beginn des Gedichts mit den Worten „Und niemand weiß“ deutet auf eine innere Einsamkeit und das Gefühl hin, unverstanden zu sein. Die Aufforderung „Indessen laß mich wandeln / Und wilde Beeren pflücken / Zu löschen die Liebe zu dir“ offenbart den Wunsch, sich von der Liebe, die vielleicht unerwidert blieb oder verloren ging, zu distanzieren und in der Natur Erleichterung zu finden.

Die Beschreibung der Landschaft, in der sich der Sprecher befindet, dominiert den Mittelteil des Gedichts. Hölderlin zeichnet ein lebendiges Bild von blühenden Rosen, duftenden Linden und rauschendem Kornfeld. Die Natur wird als Ort der Schönheit und des Wandels dargestellt, wo sich der Sommer dem Herbst nähert, was durch die reifenden Ähren symbolisiert wird. Das „hohe Gewölbe der Eichen“ schafft eine Atmosphäre der Erhabenheit und Stille, in der der Sprecher über sein Schicksal nachdenkt. Die Verwendung von Wörtern wie „falben“ und „seitwärts beugt“ unterstreicht die Melancholie und die Vergänglichkeit des Lebens, die untrennbar mit der Erfahrung von Heimat verbunden sind.

Die Erwähnung des „Glockenschlags“ und des „Vogels“ fügt dem Bild der Natur eine zeitliche Dimension hinzu und deutet auf einen zyklischen Rhythmus von Tag und Nacht, von Werden und Vergehen. Der Glockenschlag, der „goldenklingend“ aus der Ferne ertönt, symbolisiert die Zeit und die Unvermeidlichkeit des Wandels. Der „Vogel“, der wieder erwacht, steht für die Hoffnung und das neue Leben, das aus der Dunkelheit hervorgeht. Diese Elemente suggerieren, dass die Natur nicht nur ein Ort der Schönheit, sondern auch ein Spiegelbild des menschlichen Lebens ist, in dem Trauer und Freude, Verlust und Hoffnung nebeneinander existieren.

Insgesamt ist „Heimat“ ein Gedicht, das die Sehnsucht nach einem Ort der Geborgenheit und die gleichzeitige Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit und den Herausforderungen des Lebens thematisiert. Die Natur dient dem Sprecher als Zufluchtsort, als Quelle des Trostes und der Inspiration. Durch die detaillierten Naturbeschreibungen und die melancholische Stimmung gelingt es Hölderlin, eine tiefgründige Reflexion über das Wesen von Heimat und die menschliche Erfahrung zu schaffen. Die letzte Zeile „So gehet es wohl“ könnte als eine resignierte Akzeptanz des Kreislaufs von Leben und Tod, von Freude und Leid interpretiert werden.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.