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Hasenspiel

Von

Hinter den Birken über den Rasen
Huschen drei Hasen
An uns Vorbei,
Springen über Busch und Dorn,
Wollen ins junggrüne Winterkorn;
Hocken da,
Locken sich da,
Laufen kreuz
Laufen quer,
Hin und her,
Als gäb′s in der Welt keine Schrotflinte mehr!
Warte! in der Weihnachtszeit
Kommen die drei Hasen ins Haus geschneit.
Den größten verschicken wir,
Den zweitgrößten spicken wir,
Der kleinste kommt ins Hundehaus
Und steckt hinten sein Schwänzchen ′raus.

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Gedicht: Hasenspiel von Paula Dehmel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Hasenspiel“ von Paula Dehmel ist ein scheinbar harmloses Kindergedicht, das jedoch eine bemerkenswerte Doppeldeutigkeit birgt. Auf den ersten Blick wird die unbeschwerte Freude und das Spiel von drei Hasen in der Natur geschildert. Die lebhaften Verben wie „huschen“, „springen“ und „laufen“ erzeugen ein dynamisches Bild und vermitteln die Leichtigkeit und Unbekümmertheit der Hasen. Der erste Teil des Gedichts beschreibt das fröhliche Treiben der Tiere, die sich in der scheinbar unbeschwerten Natur austoben. Der Reim und der Rhythmus des Gedichts verstärken diesen Eindruck der Unbeschwertheit.

Die Idylle wird jedoch abrupt durch einen drastischen Perspektivwechsel unterbrochen. Der zweite Teil des Gedichts, der mit dem vermeintlich freundlichen „Warte!“ beginnt, offenbart die grausame Realität, der die Hasen entgegensehen. Die weihnachtliche Zeit, die normalerweise mit Freude und Geborgenheit assoziiert wird, wird hier zur Metapher für das bevorstehende Schicksal der Tiere. Die Zeilen „Den größten verschicken wir, / Den zweitgrößten spicken wir“ sind von bemerkenswerter Kälte und Brutalität und konterkarieren die anfängliche Unbeschwertheit. Die vermeintliche Idylle der Natur und des Spiels wird durch die rohe Gewalt des Menschen ersetzt.

Die letzte Strophe, in der der kleinste Hase im Hundehaus landet, während er sich hinten mit seinem Schwänzchen „raussteckt“, ist besonders bemerkenswert. Sie könnte als eine Form der Zynismus, ein versteckter Humor gedeutet werden, aber auch als eine weitere Nuance der Grausamkeit, die in das Gedicht einfließt. Es deutet auf eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Hasen hin, die durch ihre scheinbar spielerische und unschuldige Art noch verstärkt wird.

Insgesamt ist „Hasenspiel“ ein bemerkenswertes Gedicht, das durch seinen Kontrast von Unbeschwertheit und Gewalt eine eindringliche Wirkung erzielt. Es ist ein Beispiel dafür, wie vermeintlich kindliche Verse tiefgründige und beunruhigende Themen ansprechen können. Die Autorin nutzt eine einfache Sprache und einen eingängigen Rhythmus, um eine doppelte Botschaft zu vermitteln: die Schönheit der Natur und des Spiels, aber auch die Brutalität, die in der Welt existiert.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.