Gute Laune, Lieb und Lachen
Soll mich hier
Unaufhörlich glückich machen,
Und die ganze Welt mit mir.
Auf dem Sammt der Rosen wiegen
Sich die Weisen nur allein.
Liebe? ist sie nicht Vergnügen?
Nur die Treue macht die Pein.
Gute Laune
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Gute Laune“ von Jakob Michael Reinhold Lenz feiert auf den ersten Blick das Glück und die Freude am Leben, wobei es auf eine etwas oberflächliche Weise Glückseligkeit in den Vordergrund stellt. Die ersten vier Zeilen sind eine klare Proklamation des Glücks: „Gute Laune, Lieb und Lachen / Soll mich hier / Unaufhörlich glücklich machen, / Und die ganze Welt mit mir.“ Hier wird die Welt als ein Ort der beständigen Freude und des Vergnügens dargestellt, wo Liebe und Lachen im Mittelpunkt stehen und die Welt mit dem lyrischen Ich im Einklang sein soll. Der Ton ist beschwingt und optimistisch, was sich in der direkten Ansprache und der Wiederholung des Wortes „glücklich“ manifestiert.
Die zweite Hälfte des Gedichts wirft jedoch einen Schatten auf diese oberflächliche Freude. Die Zeilen „Auf dem Sammt der Rosen wiegen / Sich die Weisen nur allein“ deuten darauf hin, dass wahre Weisheit und tiefe Erkenntnis möglicherweise in der einfachen Freude nicht zu finden sind. Die „Weisen“ scheinen sich von der Welt der ständigen Freude zu distanzieren, was darauf hindeutet, dass wahres Glück möglicherweise komplexer ist, als es anfangs den Anschein hat. Die Frage „Liebe? ist sie nicht Vergnügen?“ und die Aussage „Nur die Treue macht die Pein“ suggerieren eine Abwendung von der romantischen Vorstellung der Liebe. Hier wird die Liebe auf bloßes Vergnügen reduziert, während die Treue als Ursache für Leid dargestellt wird.
Die Widersprüchlichkeit des Gedichts liegt in der Gegenüberstellung von oberflächlichem Glück und tieferem Schmerz. Lenz scheint die Fragwürdigkeit der dauerhaften guten Laune anzudeuten. Während die ersten Zeilen die Sehnsucht nach einem unbeschwerten Leben ausdrücken, wird durch die folgenden Zeilen die Erkenntnis suggeriert, dass wahres Glück möglicherweise nicht ohne Herausforderungen und tiefe Gefühle erreicht werden kann. Das Gedicht deutet darauf hin, dass die Beschäftigung mit einfachen Freuden, wie Liebe und Lachen, möglicherweise nicht ausreichend ist, um ein erfülltes Leben zu führen.
Abschließend kann man sagen, dass „Gute Laune“ ein ambivalentes Gedicht ist. Es feiert einerseits die Freude am Leben, wirft aber gleichzeitig Fragen nach der Tiefe und Nachhaltigkeit dieser Freude auf. Die Verwendung einfacher Sprache und Reimstrukturen erzeugt eine gewisse Leichtigkeit, die jedoch durch die melancholischen Untertöne des zweiten Teils relativiert wird. Lenz hinterfragt hier auf subtile Weise die einfache Gleichsetzung von Glück mit oberflächlichen Freuden und deutet die Komplexität des menschlichen Daseins an.
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Lizenz und Verwendung
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