Grün sind meine Kleider…
Grün sind meine Kleider,
 Grün sind meine Schuh;
 Denn ich liebe einen Jäger
 Und des Jägers Knecht dazu.
Weiß sind meine Kleider,
 Weiß sind meine Schuh;
 Denn ich liebe einen Müller
 Und des Müllers Knecht dazu.
Blau sind meine Kleider,
 Blau sind meine Schuh;
 Denn ich liebe einen Husaren
 Und des Husaren Pferd dazu.
Rot sind meine Kleider,
 Rot sind meine Schuh;
 Denn ich liebe den Henker
 Und des Henkers Knecht dazu.
Der Henker hat mich erstochen,
 Rot über die Heide floß mein Blut.
 Da kann man wieder sehen,
 Wie falsche Liebe tut.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Grün sind meine Kleider…“ von Klabund ist eine eindringliche Auseinandersetzung mit dem Thema der Liebe und ihrer zerstörerischen Kräfte, verpackt in die Form eines scheinbar einfachen Volksliedes. Der Text entfaltet sich in einer Abfolge von Strophen, die jeweils eine neue Farbe und einen neuen Liebhaber präsentieren, wobei die Zeilen „Und des … Knecht dazu“ stets ein doppeltes Begehren andeuten. Die repetitiven Strukturen, die farbliche Metaphorik und der einfache Reim-Schema (AABB) erzeugen eine Sogwirkung, die den Leser in die Geschichte hineinzieht.
Die Farbwahl dient als Symbolik für die wechselnden Liebhaber und die damit verbundenen Emotionen und Schicksale. Grün, die Farbe der Hoffnung und des Wachstums, leitet die Reihe ein, gefolgt von Weiß, der Farbe der Reinheit und Unschuld, und Blau, das oft mit Treue und Sehnsucht assoziiert wird. Die letzte Strophe, in der Rot, die Farbe des Blutes und der Leidenschaft, Einzug hält, markiert den Höhepunkt und die tragische Wendung. Die Wahl des Henkers als letzter Liebhaber und die anschließende Ermordung der Frau durch ihn symbolisiert die destruktive Natur der Liebe, die in falscher oder unerwiderter Zuneigung liegen kann.
Die Wiederholung der gleichen Struktur in den ersten vier Strophen, die jeweils ein farbliches Element und eine neue Liebesbeziehung vorstellen, schafft eine gewisse Erwartungshaltung beim Leser. Diese Erwartung wird dann abrupt durch die brutale Realität des letzten Teils des Gedichts gebrochen. Die scheinbare Unschuld der ersten Strophen, in denen die Frau einen Jäger, einen Müller und einen Husaren liebt, wird durch die grausame Wendung in der letzten Strophe untergraben. Das „Und des … Knecht dazu“ deutet bereits eine gewisse Doppeldeutigkeit der Liebe an, die dann im Mord durch den Henker ihre schreckliche Vollendung findet.
Die abschließenden Zeilen „Der Henker hat mich erstochen, / Rot über die Heide floß mein Blut. / Da kann man wieder sehen, / Wie falsche Liebe tut.“ fassen die zentrale Botschaft des Gedichts zusammen. Der Tod der Frau ist die direkte Folge ihrer Liebe, die als „falsch“ oder zumindest als verhängnisvoll dargestellt wird. Die Heide, ein offener, weiter Raum, wird zum Zeugen des tragischen Endes, wodurch die Verlorenheit und das Leid der Frau noch verstärkt werden. Klabunds Gedicht ist somit eine eindringliche Warnung vor den zerstörerischen Kräften der Liebe und der möglichen Konsequenzen falscher oder unkontrollierter Leidenschaft.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.