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Liebe ohne Heimat

Von

Meine Liebe, lange wie die Taube
Von dem Falken hin und her gescheucht,
Wähnte froh, sie hab‘ ihr Nest erreicht
In den Zweigen einer Götterlaube.

Armes Täubchen! Hart getäuschter Glaube!
Herbes Schicksal, dem kein andres gleicht!
Ihre Heimat, kaum dem Blick gezeigt,
Wurde schnell dem Wetterstrahl zum Raube.

Ach, nun irrt sie wieder hin und her!
Zwischen Erd‘ und Himmel schwebt die Arme,
Sonder Ziel für ihres Flugs Beschwer.

Denn ein Herz, das ihrer sich erbarme,
Wo sie noch einmal, wie einst erwarme,
Schlägt für sie auf Erden nirgends mehr.

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Gedicht: Liebe ohne Heimat von Gottfried August Bürger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Liebe ohne Heimat“ von Gottfried August Bürger beschreibt die traurige Reise einer verlorenen und orientierungslosen Liebe. Die Liebe wird als eine Taube dargestellt, die von einem Falken, einem Symbol für Bedrohung oder Enttäuschung, hin und her gejagt wird. Zu Beginn glaubt die Taube, ihre Heimat gefunden zu haben, „in den Zweigen einer Götterlaube“, was auf ein ideales, friedliches Ziel hindeutet, das aber nur eine Täuschung ist.

Das Bild der „Taube“ und „Götterlaube“ vermittelt eine hoffnungsvolle, fast himmlische Vorstellung von Liebe, doch der Kontrast zu der zerstörerischen Realität wird durch das „herbe Schicksal“ und den „Wetterstrahl“ verdeutlicht, der die erhoffte Heimat der Taube zerstört. Der „Falken“ symbolisiert hier die harschen Prüfungen, die der Liebe entgegenstehen. Die Taube wird nun wieder „hin und her“ gejagt, ohne ein Ziel, eine Heimat zu finden. Das Bild der unruhigen, ziellosen Bewegung verstärkt die Tragik und Orientierungslosigkeit der Liebe.

Die Taube hat nun keinen Platz mehr, an dem sie geborgen ist, und die Liebe ist zu einer stetigen Irrfahrt geworden. Sie schwebt zwischen „Erde und Himmel“, ohne festen Boden unter den Füßen, was ihre innere Zerbrochenheit und Verlorenheit widerspiegelt. Die Liebe wird hier als eine nicht mehr zurückkehrende, endgültig verlorene Kraft dargestellt, die nun keinen „Schutz“ mehr findet und für immer in der Ferne bleibt.

Das Gedicht drückt die schmerzliche Erfahrung aus, dass wahre Liebe, einmal verloren, nicht wieder zurückkehrt. Die Taube, die als Symbol für die Liebe fungiert, wird von den unbeständigen Kräften des Schicksals gejagt und kann keine Ruhe finden. Der abschließende Vers, dass „für sie auf Erden nirgends mehr“ ein Herz schlägt, verstärkt die Melancholie und die Vorstellung von einem endgültigen Verlust. Die Taube bleibt ohne Heimat, ohne Schutz, und die Liebe bleibt unerfüllt und vereinsamt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.