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Der Bauer

Von

An seinen Durchlauchtigen Tyrannen

Wer bist du, Fürst, daß ohne Scheu
Zerrollen mich dein Wagenrad,
Zerschlagen darf dein Roß?

Wer bist du, Fürst, daß in mein Fleisch
Dein Freund, dein Jagdhund, ungebläut
Darf Klau‘ und Rachen hau’n?

Wer bist du, daß, durch Saat und Forst,
Das Hurra deiner Jagd mich treibt,
Entatmet, wie das Wild? –

Die Saat, so deine Jagd zertritt,
Was Roß, und Hund, und Du verschlingst,
Das Brot, du Fürst, ist mein.

Du Fürst hast nicht, bei Egg‘ und Pflug,
Hast nicht den Erntetag durchschwitzt.
Mein, mein ist Fleiß und Brot! –

Ha! du wärst Obrigkeit von Gott?
Gott spendet Segen aus; du raubst!
Du nicht von Gott, Tyrann!

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Gedicht: Der Bauer von Gottfried August Bürger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Bauer“ von Gottfried August Bürger richtet sich in scharfer Kritik an die herrschende Obrigkeit, vertreten durch einen „Fürsten“, der als Tyrann dargestellt wird. In der ersten Strophe fragt der Bauer, wer der Fürst überhaupt sei, dass er ohne Scheu über das Leben des einfachen Menschen hinweggehen könne. Der „Wagenrad“ und das „Roß“ symbolisieren die Macht des Fürsten, der in seiner Jagd und Herrschaftsgewalt über das Leben der Menschen und deren Lebensgrundlagen bestimmt. Die Frage „Wer bist du?“ zeigt die Entfremdung des Bauern von der Obrigkeit und seine Wut über die willkürliche Ausübung von Macht.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird die gewaltsame Natur der Macht des Fürsten thematisiert. Der „Jagdhund“ und das „Roß“ des Fürsten greifen den Bauern unmittelbar an, was auf die Brutalität und Rücksichtslosigkeit der herrschenden Klasse hinweist. Der Bauer wird hier nicht nur als Opfer eines abstrakten Systems, sondern als konkretes Opfer von Gewalt und Unterdrückung dargestellt. Seine Klage richtet sich gegen die Zerstörung seiner Existenz, symbolisiert durch das Zerstampfen seiner Saat durch die Jagd des Fürsten. Der „Hurra“ der Jagd, das wilde Treiben des Fürsten, ist für den Bauern eine Quelle des Leidens, da seine Existenzgrundlage durch diese Jagd bedroht wird.

Die Kritik wird schärfer, als der Bauer den Fürsten anklagt, sich das Brot, das ihm zusteht, durch Ausbeutung zu nehmen. Das Brot steht hier für die harte Arbeit und den Fleiß des Bauern, während der Fürst durch seine Macht und die willkürliche Nutzung seiner Ressourcen das Leben des Bauern zerstört. Der Fürst, der nicht „bei Egg‘ und Pflug“ gearbeitet hat, hat keine Ahnung von der Arbeit des Bauern und dem Wert des Brotes. Der Fleiß des Bauern wird im Gegensatz zur Lässigkeit und dem Überfluss des Fürsten hervorgehoben, der sich das Brot des Bauern aneignet, ohne es verdient zu haben.

Am Ende des Gedichts wird die Frage aufgeworfen, ob der Fürst wirklich im Namen Gottes herrschen darf. Die Antwort ist klar: Der Fürst ist kein von Gott eingesetzter Herrscher, sondern ein „Tyrann“, der ausbeutet und raubt. Diese Anklage gegen die Herrschaft und die moralische Verwerflichkeit des Fürsten unterstreicht die Ungerechtigkeit der sozialen Ordnung und macht deutlich, dass die wahre Quelle des Segens und des Lebens der Fleiß und die Arbeit des Bauern sind, nicht die willkürliche Macht des Fürsten. In diesem Gedicht wird die soziale und ökonomische Ungleichheit zwischen den Klassen scharf kritisiert, und der Bauer fordert Gerechtigkeit für die harte Arbeit, die er leistet, und das Brot, das er verdient.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.