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Gondelfahrt

Von

Horch, Mitternacht vorüber,
Die Straßen menschenleer!
Vom Mondlicht übergossen
Paläste, Kirchen, Meer!

Willst du Venedig schauen,
Nur jetzt versäum’ es nicht!
Das ist die wahre Stunde,
Das ist das wahre Licht!

Die Marmorbilder leben,
Paläste ragen licht!
Wie riesige Silbertafeln
Mit großer Thaten Bericht.

Willst du dich freu’n der Liebe,
Versäume nicht ihr Gebot!
Die Gondel sei ihre Wiege,
Der Mond ihr Morgenroth!

Umrauscht von der Vorzeit Schauern
Die blühende Gegenwart
Mit liebendem Arm umschlingen,
Welch schöne Gondelfahrt!

Weinst du auch manche Thräne
Auf der Vergangenheit Grab,
Schnell trocknet mit weißem Händchen
Die Gegenwart dir sie ab.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Gondelfahrt von Anastasius Grün

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gondelfahrt“ von Anastasius Grün ist eine romantische Ode an die Schönheit und den Zauber Venedigs bei Nacht, die gleichzeitig eine tiefere Metapher für die Erlebnisse des Lebens und die Heilung durch die Gegenwart birgt. Das lyrische Ich lädt den Leser ein, die Stadt in einer magischen Stunde zu erleben, wenn Mondlicht die Paläste und das Meer in ein silbrig schimmerndes Licht taucht. Diese Inszenierung dient als Einladung, die wahre Schönheit und das Licht Venedigs, sowie die Freuden der Liebe, in ihrer reinsten Form zu erfahren.

Die Bilder von „Marmorbildern, die leben“ und Palästen, die wie „Silbertafeln mit großer Thaten Bericht“ aufragen, evozieren eine Atmosphäre der Ehrfurcht und des Staunens. Der Dichter nutzt diese eindrucksvollen Visualisierungen, um die historische Bedeutung und den kulturellen Reichtum Venedigs hervorzuheben. Gleichzeitig wird die Gondel, das traditionelle venezianische Transportmittel, zum Sinnbild für eine Reise durch das Leben selbst. Die Gondel, wie eine Wiege der Liebe, wird zum Ort der Intimität und des Glücks, während der Mond das Morgenrot der neuen Hoffnung symbolisiert.

Die letzten beiden Strophen offenbaren die tieferen Themen des Gedichts. Hier wird die Bedeutung der Gegenwart betont, die mit der Vergangenheit verbunden ist, aber nicht von ihr dominiert wird. Die „Vorzeit Schauern“ werden von der blühenden Gegenwart „umschlungen“, was die Fähigkeit der Gegenwart andeutet, vergangene Schmerzen zu heilen und zu trösten. Die „Thräne“ auf dem „Vergangenheit Grab“ werden durch die sanfte Berührung der Gegenwart getrocknet, wodurch die heilende Kraft des Moments und die Möglichkeit eines Neubeginns hervorgehoben wird.

In seiner Gesamtheit ist „Gondelfahrt“ mehr als nur eine Beschreibung der venezianischen Nacht. Es ist ein Aufruf, die Schönheit des Augenblicks zu erfassen, die Liebe zu feiern und Trost in der Gegenwart zu finden, selbst inmitten der Erinnerungen an vergangene Sorgen. Das Gedicht verbindet auf geschickte Weise die äußere Schönheit der Umgebung mit inneren emotionalen Erfahrungen, wodurch es eine universelle Botschaft von Hoffnung, Heilung und der Wertschätzung des Lebens vermittelt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.