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Geführt vom sang…

Von

Geführt vom sang der leis sich schlang
Dir ward er leicht der ufergang.
Ich sah der höhen dichten rauch
Verjährtes laub und distelstrauch.

Dein auge schweift schon träumerisch
Auf eine erde gabenfrisch
Denn dein gedanke flattert fort
Voraus zu einem sichern hort.

Ich frage noch: wer kommt wenn sanft
Die gelbe primel nickt am ranft
Und sich das wasser grün umschilft
Der mir den mai beginnen hilft?

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Gedicht: Geführt vom sang... von Stefan George

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Geführt vom sang…“ von Stefan George zeichnet sich durch eine melancholische Stimmung und eine vage, aber eindringliche Bildsprache aus. Es beschreibt eine Reise, möglicherweise eine metaphorische, durch eine verlassene Landschaft, geleitet von einem unspezifischen „sang“. Die Verwendung des Wortes „leicht“ in Verbindung mit dem „Ufergang“ deutet darauf hin, dass die beschriebene Figur sich leicht und vielleicht sogar unbeschwert fühlt, obwohl die Umgebung von Verfall und Vergangenheit geprägt ist, was durch „verjährtes Laub und Distelstrauch“ symbolisiert wird.

Die zweite Strophe verlagert den Fokus auf die innere Welt der Person. Das „Auge schweift schon träumerisch“ und der „Gedanke flattert fort“ weisen auf eine Abwendung von der gegenwärtigen Realität hin und eine Hinwendung zu einer anderen, „gabenfrisch“ erscheinenden Welt, zu einem „sichern Hort“. Dies könnte als eine Sehnsucht nach Geborgenheit, nach einer idealisierten Zukunft oder nach einer anderen, besseren Existenzform interpretiert werden. Die Bewegung des Geistes weg von der Gegenwart deutet auf eine innere Unruhe oder auf die Suche nach etwas Neuem hin.

Die abschließende Frage „Wer kommt wenn sanft / Die gelbe Primel nickt am Ranft / Und sich das Wasser grün umschilft / Der mir den Mai beginnen hilft?“ öffnet das Gedicht zu einer neuen Ebene der Interpretation. Die Frage deutet auf eine Erwartung, auf das Hoffen auf eine Veränderung und auf die Sehnsucht nach einem Neubeginn, der durch den „Mai“ symbolisiert wird. Die Details der Natur, wie die „gelbe Primel“ und das „grün umschilfte Wasser“, erzeugen eine sanfte, frühlingshafte Atmosphäre, die im Kontrast zur eher melancholischen ersten Hälfte des Gedichts steht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht eine Reise von einer äußeren, vergangenen Welt in eine innere, sehnsuchtsvolle Welt beschreibt, die von der Hoffnung auf einen Neuanfang geprägt ist. Die Verwendung von Naturmotiven und einer schwermütigen Sprache schafft eine dichte, atmosphärische Stimmung, die den Leser dazu anregt, über die Themen Vergänglichkeit, Sehnsucht und die Suche nach dem Sinn nachzudenken. Die unbestimmte Natur der beschriebenen Ereignisse und die offene Frage am Ende des Gedichts lassen Raum für eine individuelle Interpretation und verstärken die poetische Kraft des Textes.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.