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Du meine Seele, du mein Herz

Von

Du meine Seele, du mein Herz,
Du meine Wonn‘, o du mein Schmerz,
Du meine Welt, in der ich lebe,
Mein Himmel du, darein ich schwebe,
O du mein Grab, in das hinab
Ich ewig meinen Kummer gab.
Du bist die Ruh‘, du bist der Frieden,
Du bist der Himmel mir beschieden.
Daß du mich liebst, macht mich mir wert,
Dein Blick hat mich vor mir verklärt,
Du hebst mich liebend über mich,
Mein guter Geist, mein beßres Ich!

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Gedicht: Du meine Seele, du mein Herz von Friedrich Rückert

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Du meine Seele, du mein Herz“ von Friedrich Rückert ist eine leidenschaftliche Liebeserklärung, die das Gegenüber zur gesamten Lebenswelt des lyrischen Ichs erhebt. In einer intensiven Anrufung beschreibt der Sprecher seine Geliebte als Seele, Herz, Wonne, Schmerz, Welt, Himmel und Grab – eine Aufzählung, die die untrennbare Verbindung zwischen Liebe, Glück und Leid verdeutlicht.

Besonders auffällig ist der Kontrast zwischen Leben und Tod: Die Geliebte ist sowohl die Quelle des Lebens als auch das Grab des Kummers. Diese Ambivalenz spiegelt die umfassende Macht der Liebe wider, die Trost und Erfüllung zugleich bedeutet. Der Himmel als Symbol für höchste Glückseligkeit wird dabei ebenso genannt wie das Grab als Symbol für tiefe Hingabe und Aufgabe aller irdischen Sorgen.

Die zweite Hälfte des Gedichts konzentriert sich auf die transformative Kraft der Liebe. Die Liebe der Geliebten schenkt dem Sprecher Selbstwertgefühl und eine neue Sicht auf sich selbst. Durch den liebenden Blick wird das lyrische Ich verklärt, ja geradezu erhoben zu einem besseren Selbst – formuliert in der schönen Wendung „mein guter Geist, mein beßres Ich“.

Rückerts Sprache ist von einer innigen, fast mystischen Tiefe geprägt, wobei sich Reim und Rhythmus zu einer melodischen Einheit fügen, die den emotionalen Gehalt des Gedichts verstärken. Die Wiederholungen und Parallelismen verleihen dem Text eine meditative, gebetsartige Wirkung, die die Unbedingtheit und Absolutheit der Liebe eindrucksvoll betont.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.