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Die Barden

Von

Ihr Dichter! ihr Dichter! es hüllt
Nacht die Telyn der Barden ein!
Der am Quell Mimer oft Braga’s Saite schwieg,
Wenn die Erfindung, im West schlummernd, gebar

Erhabneren Geist, und Gestalt
Schön wie Knaben im Kriegestanz,
Dass entzückt, wenn sie sah, wer geboren war,
Ihr des beseelteren Blicks Trunkenheit schwamm.

Leicht springt er, ein Genius, auf,
Spielt am Sprosse des Eichenhains!
Den Allhend geht sein Gang! seiner Tritte Ton
Rieselt daher, wie der Bach, rauscht wie der Strom

Ihr Dichter! ihr Dichter! wo sank
Unsrer Filea Telyn hin?
Ah es trübt, sinn‘ ich nach, was die Trümmer deckt,
Mir den beweinenden Blick wünschender Schmerz!

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Gedicht: Die Barden von Friedrich Gottlieb Klopstock

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Barden“ von Friedrich Gottlieb Klopstock reflektiert die Bedeutung der Dichterkunst und das kreative Streben der Dichter. Zu Beginn des Gedichts ruft der Sprecher die „Dichter“ an, um auf den „Nacht“ bezogenen Zustand der „Telyn der Barden“ hinzuweisen – die Telyn, eine Art Harfe, die als Symbol für die Dichtkunst steht, wird in der Dunkelheit der Nacht gehüllt, was auf eine Zeit der Stille und des Nachdenkens verweist. Diese Dämmerung deutet darauf hin, dass die Inspiration und die schöpferische Kraft der Dichter manchmal in Momenten der Ruhe oder des Schweigens erwachen, wenn der kreative „Geist“ geboren wird. Die Bildsprache des „Quell Mimer“ und der „Braga’s Saite“ verweist auf mythologische Quellen und stellt die Dichter als Vermittler von göttlicher Inspiration dar.

Der Dichter geht dann weiter, um die hohe Kunst und die erhabene Natur der Dichtkunst zu beschreiben. Es wird eine „Gestalt“ vorgestellt, die „schön wie Knaben im Kriegestanz“ ist – eine Metapher für die künstlerische Schöpfung, die in ihrer Schönheit und Dynamik fast überirdisch wirkt. Der Dichter stellt das kreative Werk als eine göttliche Offenbarung dar, die den „entzückten Blick“ derjenigen erfüllt, die sie erfahren. Hier scheint Klopstock zu suggerieren, dass wahre Kunst eine spirituelle Erhebung ist, die den Geist und die Sinne des Betrachters berauscht und den kreativen Ursprung als etwas Höheres darstellt, das von einer göttlichen oder übernatürlichen Kraft inspiriert wird.

In der folgenden Strophe wird der „Genius“, der kreative Geist, als eine leuchtende Figur beschrieben, die leicht springt und durch den Eichenhain „spielt“. Der „Allhend“, die allgegenwärtige und alles durchdringende Kraft, geht seinen Gang, und seine Schritte sind wie das Rauschen eines Baches oder das Rauschen eines Stromes – Symbole für die Fließfähigkeit und die unaufhaltsame Bewegung der kreativen Energie. Diese Metapher verweist auf die Idee, dass die Dichtkunst eine lebendige, sich ständig erneuernde Kraft ist, die in der Natur und im Universum selbst präsent ist. Der Dichter sieht sich als Teil dieser natürlichen und universellen Bewegung, als ein Kanal für diese schöpferische Kraft.

Das Gedicht endet jedoch mit einer melancholischen Wendung, als der Sprecher die „Telyn“ von Filea, einer mythischen oder literarischen Figur, vermisst. Die „Telyn“ ist nicht mehr zu finden, und der Sprecher beklagt den Verlust dieser kreativen Quelle. Diese Trübung des Geistes und der „beweinende Blick“ symbolisieren den Schmerz und die Trauer über den Verlust der künstlerischen Inspiration oder des kreativen Genies. Es entsteht ein Gefühl der Sehnsucht nach einer vergangenen kreativen Blütezeit und dem Verlust einer Quelle göttlicher Schöpfung. Das Gedicht endet mit einer Mischung aus Bewunderung für die Kreativität der Dichter und einem tiefen Schmerz über die Vergänglichkeit und den Verlust von Inspiration und Kunst.

Insgesamt thematisiert Klopstock in „Die Barden“ den schöpferischen Prozess der Dichtkunst und stellt die Dichter als Vermittler von göttlicher und universeller Inspiration dar, während er gleichzeitig den Verlust dieser Inspiration und die Trauer über den kreativen Rückzug oder das Verstummen der Kunst in den Vordergrund stellt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.