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Das Rechte und Schlechte

Von

Mit frechen Feinden kriegen,
Und sie nur stets besiegen,
Das wär schon recht!
Doch ohn ein Schwert zu ziehen,
Nur immer, immer fliehen,
Ei, das ist schlecht!

Mit immer tapfern Kämpfen,
Des Feindes Rachgier dämpfen,
Das wär schon recht!
Mit Planen, die nichts taugen,
Das Land nur auszusaugen,
Ei, das ist schlecht!

Wenn Schurken sich beraten,
Und Leut und Land verraten,
Das ist nicht recht!
Doch sie zu pensionieren,
Statt zu arkebusieren,
Ei, das ist schlecht!

Im Siebenjährgen Kriege
Hatt man sehr wenig Siege,
Das war nicht recht!
Doch jetzt so schrecklich kriegen,
Und auch nicht
einmal
siegen,
Ei, das ist schlecht!

Dem Lande Frieden schenken
Und Leut und Land bedenken,
Das wär schon recht!
Doch jetzo Friede schließen,
Draus kann nichts Guts entsprießen,
Nein, das ist schlecht!

Wenn man nun reformierte
Und alles weiser führte,
Dann wärs schon recht!
Doch bleibt es noch beim alten,
Und läßt man Schurken schalten,
Ei, dann ists schlecht!

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Gedicht: Das Rechte und Schlechte von Franz Grillparzer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Rechte und Schlechte“ von Franz Grillparzer ist eine scharfe, satirische Kritik an politischem und militärischem Versagen. In prägnanten Gegenüberstellungen beschreibt der Dichter, was in seinen Augen „recht“ wäre und was „schlecht“ ist – wobei die Realität stets auf der negativen Seite steht. Das Gedicht setzt sich insbesondere mit kriegerischen und staatspolitischen Entscheidungen auseinander, die als unklug, feige oder korrupt dargestellt werden.

Ein zentrales Motiv ist der Gegensatz zwischen entschlossenem Handeln und halbherzigem, fehlerhaftem Regieren. Während mutiger Widerstand gegen Feinde als richtig beschrieben wird, wird zögerliches Verhalten – wie das „immer, immer fliehen“ oder das Begnadigen von Verrätern – als „schlecht“ verurteilt. Besonders scharf ist die Kritik an der Praxis, korrupte oder unfähige Politiker nicht zu bestrafen, sondern sie lediglich mit Pensionen abzufinden, anstatt sie zur Rechenschaft zu ziehen.

Die letzte Strophe bringt den zentralen Vorwurf auf den Punkt: Reformen und kluges Regieren wären dringend notwendig, doch stattdessen bleibt alles beim Alten, und die gleichen Fehler werden wiederholt. Grillparzer verleiht seinem Unmut mit der wiederkehrenden Formulierung „Ei, das ist schlecht!“ eine fast spöttische Note, die das Gedicht trotz seines ernsten Themas lebendig und eindringlich macht. So entsteht ein zeitloser Kommentar auf politisches Missmanagement, der auch über seine Epoche hinaus Relevanz besitzt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.