Die Maske der Betrunkenheit hab ich nun abgelegt!
 Ich bin allein — und tue, was ich wollte.
 Wer jemals über Albernes sich kindlich aufgeregt,
 Der weiß nun endlich, daß ich stets ihm grollte.
 Ich lächle nur und lächle immer wieder — wieder!
 Mir hängt die Luft voll kreischend-toller Jubellieder!
Ermitage
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Ermitage“ von Paul Scheerbart offenbart eine innere Transformation und das Erreichen einer neuen Freiheit. Es zeichnet das Bild eines Ich-Erzählers, der sich von gesellschaftlichen Zwängen befreit hat und nun in einer selbstgewählten Einsamkeit agiert. Der erste Vers, „Die Maske der Betrunkenheit hab ich nun abgelegt!“, deutet auf einen Abschied von einer Fassade hin, die möglicherweise dazu diente, Konventionen zu wahren oder innere Konflikte zu überdecken. Dieser Akt der Befreiung ermöglicht es dem Erzähler, „was ich wollte“ zu tun, was auf eine neu gewonnene Autonomie hindeutet.
Im zweiten Teil des Gedichts wird ein tiefer liegender Konflikt angesprochen. Der Vers „Wer jemals über Albernes sich kindlich aufgeregt, / Der weiß nun endlich, daß ich stets ihm grollte“ lässt auf eine Auseinandersetzung mit der Reaktion anderer Menschen auf das Verhalten oder die Entscheidungen des Erzählers schließen. Die „Albernes“, also Albernheiten oder ungewöhnliche Verhaltensweisen, scheinen eine Quelle der Irritation oder Ablehnung für andere gewesen zu sein. Die Formulierung „ich stets ihm grollte“ offenbart einen verborgenen Groll oder eine Ressentiments gegenüber denen, die das Verhalten des Erzählers kritisiert haben.
Die letzten beiden Verse, „Ich lächle nur und lächle immer wieder — wieder! / Mir hängt die Luft voll kreischend-toller Jubellieder!“, zeigen eine Verwandlung dieses Grolls in eine neue, fast ekstatische Freude. Das „Lächeln“ wird hier zum Ausdruck eines inneren Friedens, eines Überlegenheitsgefühls und der Loslösung von den Urteilen anderer. Der Ausdruck „kreischend-toller Jubellieder“ beschreibt eine von Freiheit und Freude geprägte Atmosphäre, in der der Erzähler seine eigene Identität feiert und jegliche Kritik oder Erwartungen von außen ignoriert.
Insgesamt ist „Ermitage“ ein Gedicht über Selbstbestimmung, die Überwindung gesellschaftlicher Normen und die Freude am Anderssein. Es zeigt den Weg von der Unterdrückung durch soziale Konventionen zu einer Selbstverwirklichung in der Einsamkeit. Die „Ermitage“ (Eremitage) wird hier zum Ort der inneren Freiheit, des Rückzugs von der Welt, wo der Erzähler seine eigene Wahrheit findet und feiert, frei von den Urteilen und Erwartungen der anderen.
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Lizenz und Verwendung
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