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Erkenntnis

Von

Wüßt ich genau, wie dies Blatt aus seinem Zweige herauskam,
Schwieg ich auf ewige Zeit still: denn ich wüßte genug.

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Gedicht: Erkenntnis von Hugo von Hofmannsthal

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Erkenntnis“ von Hugo von Hofmannsthal ist ein kurzes, prägnantes Gedicht, das sich auf die Frage nach der Bedeutung von Wissen und Erkenntnis konzentriert. Es beginnt mit einer hypothetischen Situation: Der Sprecher gibt an, dass er für immer schweigen würde, wenn er genau wüsste, wie ein Blatt aus seinem Zweig entspringt. Diese einfache, doch tiefgründige Aussage lenkt die Aufmerksamkeit auf die Natur und die Geheimnisse, die in ihr verborgen sind.

Die zentrale Aussage des Gedichts liegt in der scheinbar paradoxen Logik, dass das Wissen um den Ursprung eines kleinen, natürlichen Phänomens – das Entspringen eines Blattes – ausreichen würde, um den Sprecher zum Schweigen zu bringen. Dies deutet darauf hin, dass die Kenntnis dieses einen, scheinbar banalen Vorgangs ausreichen würde, um ein umfassenderes Verständnis der Welt zu erlangen. Die scheinbare Banalität täuscht; die Frage nach dem „Wie“ berührt fundamentale Fragen nach Ursprung, Wachstum und dem Kreislauf des Lebens.

Die Verwendung des Konjunktivs „wüßt ich“ und „schwiege“ verstärkt den spekulativen Charakter des Gedichts. Es geht nicht um faktisches Wissen, sondern um die Vorstellung, was geschehen würde, wenn das Geheimnis des Ursprungs gelüftet wäre. Die Ewigkeit, die im Ausdruck „auf ewige Zeit still“ anklingt, unterstreicht die immense Bedeutung, die der Sprecher diesem Wissen beimisst. Sie suggeriert, dass dieses Wissen so umfassend wäre, dass es alle anderen Fragen überflüssig machen würde.

Das Gedicht kann als eine Reflexion über die Grenzen des menschlichen Wissens interpretiert werden. Es stellt die Neugier und den Wunsch nach Erkenntnis in den Mittelpunkt und wirft zugleich die Frage auf, ob die Suche nach dem „Wissen über alles“ überhaupt möglich ist. Das „Blatt“ steht hier stellvertretend für das Wissen um das gesamte Universum. Es ist ein starkes Bild für die Idee, dass in den kleinsten Dingen die größten Geheimnisse verborgen liegen. Das Gedicht endet offen und überlässt es dem Leser, über die Implikationen der Aussage nachzudenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.