Epistel, 1.
(Aus Franken.)
Ich habe mein Herz in deines hinein geschlossen,
Darin liegen begraben
Drei güldene Buchstaben,
Der erste ist von rothem Gold,
Daß ich dir bin von Herzen hold;
Der ander ist von Edelstein,
Ich wollt du wärst die Liebste mein;
Der dritt, der ist von Sammet und Seiden,
Du sollst all andere meiden;
So wünsch ich dir ein güldenes Schlafkämmerlein,
Von Kristall ein Fensterlein,
Von Sammet ein Bett,
Von Zimmet eine Thür,
Von Nägelein ein Riegel dafür,
Von Muskaten eine Schwell
Und mich zu deinem Schlafgesell.
Dieses wünsch ich der Hübschen und Feinen,
Der Zarten und Reinen,
Der Tugendreichen,
So nicht ihres gleichen,
Wir wollen Freund sein
Bis in das Grab hinein.
Hiermit bist du tausendmal geküßt auf deine Hand,
Das geh ich dir zum Unterpfand,
Ich schick dir ein Gruß von Sammet und von Gold,
Du bist mir lieb und ich dir hold,
So werd ich hernach dir Freund doch bleiben,
So lange die Rosse den Wagen thun treiben,
So lange der Main schwimmet durch den Rhein,
So lange werd ich der Freund doch sein;
Geschrieben im Jahr,
Da die Liebe Feuer war,
Ob schon die Augen gleich weit von einander
Ein Herz doch allzeit liebet das andre,
Den Namen will ich nicht nennen,
Wenn du mich liebst, wirst du mich wohl kennen.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Epistel, 1.“ von Achim von Arnim ist eine Liebeserklärung, die in der Form einer epistolarischen Botschaft verfasst ist. Es offenbart die innige Zuneigung des Sprechers zu einer geliebten Person, wobei die Sprache reich an Bildern und Metaphern ist, die von kostbaren Materialien und einer idealisierten Umgebung zeugen. Die ersten Strophen betonen die tiefe Verbundenheit und das Versprechen ewiger Liebe, untermauert durch symbolische Elemente wie die „drei güldenen Buchstaben“ und die bildhafte Beschreibung eines luxuriösen Schlafgemachs.
Die Verwendung von edlen Stoffen wie Gold, Edelstein, Samt und Seide dient dazu, die Wertschätzung und Verehrung der Angebeteten auszudrücken. Diese Materialien, kombiniert mit der Beschreibung des Schlafgemachs aus Kristall, Zimt, Nägelein und Muskat, schaffen eine Atmosphäre von Geborgenheit, Luxus und Sinnlichkeit. Der Sprecher wünscht der Geliebten diese Umgebung, um ihr Wohlbefinden zu sichern und seine Zuneigung zu zeigen. Er präsentiert sich selbst als den idealen „Schlafgesell“, der ihr in dieser paradiesischen Welt Gesellschaft leisten möchte.
Die zweite Hälfte des Gedichts unterstreicht die Dauerhaftigkeit und Beständigkeit der Liebe. Durch Vergleiche mit der Ewigkeit – „bis in das Grab hinein“ und so lange Naturphänomene andauern – wird die Unvergänglichkeit der Gefühle betont. Der Sprecher bekräftigt seine Treue und Freundschaft, wobei er ein unerschütterliches Bekenntnis zur Liebe abgibt. Diese Passagen sind eine feierliche Zusage, die die Tiefe der emotionalen Bindung verdeutlichen und eine romantische Idealisierung der Beziehung zum Ausdruck bringen.
Der Schluss des Gedichts hüllt die Identität der geliebten Person in ein Geheimnis, was eine zusätzliche Ebene der Intimität erzeugt. Der Verzicht auf die Nennung des Namens, zusammen mit der Andeutung „Wenn du mich liebst, wirst du mich wohl kennen“, erzeugt ein Gefühl der Exklusivität und Vertrautheit. Es impliziert eine besondere Verbindung zwischen den Liebenden, die nicht durch Worte, sondern durch das gemeinsame Verständnis und die gegenseitige Zuneigung definiert ist. Die letzte Zeile, die das Jahr der Entstehung des Gedichts als „Da die Liebe Feuer war“ bezeichnet, verstärkt den leidenschaftlichen und intensiven Charakter der Beziehung.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.